: Gregor Gysi wirft das Handtuch
■ Rücktritt vom Parteivorsitz im Januar
Berlin (taz) – Gregor Gysi, die überragende Figur der PDS, will nicht mehr. Beim kommenden Parteitag, am 29. Januar 1993, wird Gysi nicht wieder für den Parteivorsitz kandidieren. Diese Ankündigung auf einer Parteivorstandssitzung gestern in Berlin kam für die meisten PDS- Funktionäre völlig überraschend und wirkte wie ein Schock. Zumindest in der Öffentlichkeit wird Gysi fast mit der Partei gleichgesetzt. Dies war auch einer der Gründe für den bevorstehenden Rücktritt, die er in einem elfseitigen Papier öffentlich machte. Es handele sich um ein „Amalgam aus persönlichen und politischen Motiven“, wie Parteisprecher Hanno Harnisch gestern vor Journalisten erläuterte. Als Trostpflaster für seine Anhänger gab Gysi bekannt, daß er Chef der PDS-Bundestagsgruppe bleiben will.
Gysi selbst gibt in seinem Papier als Hauptgrund für den Rücktritt an, daß seine Dominanz nach außen keine Entsprechung nach innen gehabt hätte. Er hätte nach außen für alles geradestehen müssen, konnte aber seine Vorstellungen innerparteilich nicht durchsetzen. Der bisherige Parteichef beschreibt in seiner Rücktrittsbegründung mehrere Strömungen innerhalb der Partei, deren Meinungsverschiedenheiten jetzt offen ausgetragen werden sollten und dann auch in einem entsprechenden personellen Neuanfang ihren Ausdruck finden sollen. Laut Gysi blockieren sich zur Zeit die Traditionalisten, „die gewollt oder ungewollt eine Geschichte verteidigen, die dies in diesem Umfang so nicht verdient“, mit einer Strömung, die Akzeptanz bei anderen linken Gruppen sucht. Durch diese Blockade würde die Entwicklung einer modernen sozialistischen Partei verhindert. Damit der Streit nun ausgetragen werden kann, trete er zurück. „Ich will diesen Streit nicht mit meiner Person verbinden.“ Seiten 4 und 10
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