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Greenpeace warnt vor PestizidenZu viel Obst ungesund

Von heute an gelten neue Obergrenzen für Pestizid-Rückstände. Häufig enthält Obst mehr davon als erlaubt, so Umweltschützer - und sehen Gefahr für Kinder.

Besonders hohe Pestizidmengen wurden unter anderem bei Äpfeln und Birnen gemessen. Bild: ap

DORTMUND taz Einem Kind würde wohl niemand verbieten, viel Obst zu essen. Doch die Umweltschutzorganisation Greenpeace fürchtet, dass Eltern genau das tun müssen, wenn ihnen die Gesundheit ihres Kindes am Herzen liegt. Denn heute, Montag treten neue, EU-weit angeglichene Bestimmungen über Höchstmengen von Pestizidrückständen in Lebensmitteln in Kraft.

Greenpeace hat diese EU-Vorgaben überprüft. Fazit: Bei 570 Grenzwerten für Obst und Gemüse wird die "akute Referenzdosis" für Kinder teils stark überschritten. Dieser Wert gibt die Menge eines bedenklichen Stoffs an, die ein Mensch einmalig zu sich nehmen kann, ohne seine Gesundheit zu gefährden. Besonders problematisch seien die erlaubten Pestizidmengen bei Äpfeln, Birnen, Trauben und Tomaten.

In 94 Fällen könne auch der regelmäßige Verzehr der belasteten Lebensmittel die Gesundheit gefährden, wenn die von der EU erlaubten Maximalwerte erreicht werden. 836 von 170.000 Höchstmengen für Lebensmittel seien kritisch zu bewerten, so die Studie, die Greenpeace zusammen mit dem österreichischen Umweltverband Global 2000 bei dem Chemieexperten und Pestizidkritiker Lars Neumeister in Auftrag gab.

Werden über längere Zeit Lebensmittel verspeist, die zu stark mit Rückständen von Pflanzenschutzmitteln belastet sind, dann kann das zu Krebs, Fortpflanzungs- und Hormonstörungen führen. Schon der einmalige Verzehr kann je nach Pestizidmenge Übelkeit und Durchfall zur Folge haben.

Ulrike Kallee, Chemieexpertin von Greenpeace, fordert: "Verbraucherminister Horst Seehofer muss sich sofort dafür einsetzen, dass die EU-Kommission ihre unsicheren Pestizidhöchstmengen korrigiert." Bisher war nur ein Teil der Pestizidhöchstmengen EU-weit angeglichen. Die restlichen rund 250 Werte wurden national festgelegt. Und Deutschland hatte im EU-Vergleich relativ strenge Höchstmengen. Nun kann Deutschland Gemüselieferungen aus anderen EU-Staaten nicht mehr verbieten, weil die bisherigen nationalen Pestizidgrenzwerte überschritten werden.

Die EU-Kommission weist die Kritik von Greenpeace allerdings zurück. Ein Kommissionsexperte bestätigte zwar, dass in einigen Fällen die nationalen Grenzwerte erhöht und auch die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlene Höchstmengen von Chemierückständen überschritten werden. Durch die Essgewohnheiten der Verbraucher würden die gefährlichen Pestizidmengen aber nicht erreicht. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hatte bereits Anfang vergangenen Jahres den Vorschlag der Kommission zu den neuen, harmonisierten Grenzwerten überprüft. Für 144 von 236 untersuchten Substanzen schloss sie ein Risiko für die Konsumenten nicht aus. Einige problematische Werte wurden daraufhin korrigiert, andere nicht. Das europäische "Pestizid-Aktions-Netzwerk" hat inzwischen vor dem Europäischen Gerichtshof Klage gegen die EU-Kommission eingereicht.

MORITZ SCHRÖDER

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