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Greenpeace und der Umweltsünder

Harte Kritik an den Aktivisten kommt aus den Niederlanden: Ihr Kampagnenschiff „Rainbow C“ sollen sie von einem gerichtsbekannten Wasserverschmutzer gemietet haben  ■ Aus Amsterdam Falk Madeja

Vor einigen Tagen hatte Greenpeace mit dem von der Firma Van der Kooy gemieteten Schiff „Rainbow C“ große Kampagnenerfolge: Vor dem niederländischen Kernkraftwerk Borssele stellte die Organisation eindrucksvoll Umweltsünder an den Pranger, die radioaktiven Schlamm in die Nordsee gekippt haben sollen. Auch in Hamburg landete die „Rainbow C“ mit Strahlenmaterial aus der französischen WAA La Hague an. Doch Tage später titelte die auflagenstärkste Zeitung der Niederlande, De Telegraaf: „Greenpeace auf See mit dubiosem Abfall-Betrieb“. Im Text heißt es weiter: „Natur-Organisationen aus dem In- und Ausland sprechen über schandhafte Vogel-Strauß-Politik von Greenpeace.“

Das Boulevardblatt stützte seine Anschuldigungen auf in den Niederlanden offenbar seit Jahren bekannte Fakten. „Wir fielen vom Hocker, als wir hörten, daß Greenpeace mit Van der Kooy zusammenarbeitet“, erklärte dazu De Hoog, Sekretär der Vereinigung Natur- und Umweltschutz. „Diese Firma ist nämlich seit 25 Jahren ein schrecklicher Schmutzfink. In Kürze muß sich der Geschäftspartner von Greenpeace in Den Haag wieder vor Gericht verantworten, weil dieser offenbar illegal Abfallstoffe auf Oberflächenwasser ausgekippt hatte.“

1981 wurde Van der Kooy angezeigt, weil er Hunderte Liter Öl illegal ausgekippt hatte. Im gleichen Jahr schlossen die belgischen Behörden bei der Ortschaft Brecht die Grenzen für Tankwagen der umstrittenen Firma, weil die Tankwagen offenbar die Landschaft verunreinigten. Die beauftragte staatliche Reinigungsfirma „Openbare Vlaamse Afvalstoffen Maatschappij“ aus Belgien schließt nicht aus, daß Van der Kooy auch in diesem Fall vor Gericht muß. Ebenfalls Anfang der Achtziger waren in von Van der Kooy verkauften Tanks 300.000 Liter Öl und Chemikalien gefunden worden – die dort nicht hätten sein dürfen. Klingt irgendwie nach „Brent Spar“.

All das ist in den Niederlanden durchaus kein Geheimnis. Dort sitzt auch die internationale Zentrale von Greenpeace wegen der für Stiftungen günstigen niederländischen Gesetze. Trotz der Nähe zu den Informationen mietete die Organisation 1993 erstmals ein Schiff von der zweifelhaften Firma. Es handelte sich um die „Altair“, die Greenpeace ausgerechnet bei den ersten Aktionen rund um die umstrittene Ölplattform „Brent Spar“ einsetzte.

„Wir nehmen die Sache sehr ernst“, sagte gestern Harald Zindler, Aktionskoordinator bei Greenpeace Deutschland und als solcher auch für die Schiffsflotte zuständig. „Uns ist absolut nicht egal, von wem wir ein Schiff mieten. Wir werden noch heute nachmittag mit dem Besitzer in Verbindung treten“, so Zindler. „Von Gerichtsverfahren gegen Van der Kooy ist uns nichts bekannt.“ Van der Kooy sei gegenüber Greenpeace nur als Firma aufgetreten, die Schiffe umbaut und dann vermietet oder verkauft.

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