Greenpeace hat Radioaktivität gemessen: Strahlender als vorige Transporte
Einige Stunden in der Nähe des Castors, und man ist der Jahresdosis Radioaktivität ausgesetzt, meint Greenpeace.
GORLEBEN taz Dass Atommüll keine saubere Sache ist, hat die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg schon immer vermutet. Beim elften Castor-Transport glaubt sie allerdings zu wissen, dass die Strahlung mit Abfällen aus der Wiederaufarbeitung noch stärker radioaktiv ist als bei den vorangegangenen Transporten.
Weil in Dannenberg das Umladen der Behälter ungewöhnlich lange dauerte, vermutete die Bürgerinitiative ein Überschreiten der Strahlengrenzwerte an der Behälteroberfläche. Die BI verlangte dann vergeblich, Greenpeace die Möglichkeit zu geben, als unabhängiger Gutachter eigene Messungen an den Behältern durchzuführen.
Greenpeace hatte zuvor die von den Behältern ausgehende Strahlung abschätzen können. Bei Messungen, die die Organisation 14 Meter von den französischen Atommüllbehältern vom Typ "TN 85" entfernt durchführte, zeigte sich, dass diese deutlich mehr Neutronenstrahlung freisetzen als bei vorherigen Transporten. Die von den neuen Behältern ausgehende Neutronenstrahlung lag noch in 14 Metern Entfernung bei 4,8 Mikrosievert pro Stunde, 40 Prozent höher als beim Castor-Transport 2005.
Zwar liege die Strahlung vermutlich innerhalb der Grenzwerte, erklärte Greenpeace. Dennoch werde in direkter Nähe der Behälter innerhalb von wenigen Stunden die für Menschen zulässige Jahresdosis erreicht. Das niedersächsische Umweltministerium erklärte, bei der Abfahrt in Frankreich sei die Strahlung aller zwölf Behälter gemessen worden. Beim Umladen in Dannenberg habe man die drei am stärksten strahlenden Behälter erneut gemessen. "In keinem Fall ist der Grenzwert überschritten worden", sagte Ministeriumssprecherin Jutta Kremer-Heye.
Die höhere Strahlung der Behälter geht nicht auf ihre Bauart, sondern auf ihren Inhalt zurück. Die deutschen Brennelemente haben einen höheren Abbrand und wurden länger im Reaktor genutzt, weshalb ihre Reste mehr Wärme und Strahlung entwickeln. Mit französischen Behältern wurde der elfte Transport nach Gorleben abgewickelt, weil dem geeigneten deutschen Castor-Typ bislang die Zulassung durch das Bundesamt für Strahlenschutz fehlt. JÜRGEN VOGES
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