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Greenpeace entdeckt Pestizide in GewürzenCurrywurst mit Giftsauce

Alles voller Pestizide: Nach der Analyse von Kräutern und Gewürzen beklagt Greenpeace schwere Mängel im Verbraucherschutz. Discounter "Real" hat daraufhin Trocken-Petersilie aus dem Verkauf genommen.

20 verschiedene Chemikalien in der Sauce: Ilse, tu was! Bild: complize/photocase

BERLIN/DÜSSELDORF taz/dpa | Greenpeace hat bei einer Untersuchung von getrockneten Kräutern und Gewürzen erneut schwere Mängel im Verbraucherschutz aufgedeckt. Jetzt fordert die Umweltorganisation von Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) und der EU-Komission gesetzlich bindende Grenzwerte für Pestizide in Gewürzmischungen.

Mehr als ein Viertel von 37 Proben aus konventionellem Anbau seien mit Pestiziden belastet und wurden als "nicht empfehlenswert" eingestuft, so Greenpeace. Besonders stark belastet seien Paprika- und Currypulver sowie getrocknete Petersilie. In getrockneter Petersilie der Metro-Eigenmarke Tip sei sogar die gesetzlich festgelegte Höchstmenge überschritten worden – Greenpeace hat nun Strafanzeige gegen Metro erstattet.

"Mit einer Prise Paprika oder Curry, wie sie auf der Currywurst landet, streut man sich einen Giftcocktail von bis zu 20 verschiedenen Chemikalien aufs Essen", kommentierte Manfred Straten, Chemie-Experte bei Greenpeace, das Ergebnis der Untersuchung seiner Organisation. In einer Curry-Probe sei sogar das in der EU verbotene Pestizid DDT nachgewiesen worden. Belastungen bei Gewürzmischungen wie Currypulver sind ähnlich hoch wie bei Gewürzen, jedoch gibt es hierfür keine Grenzwerte. Nach einer Einstufung für Gewürze müsste eine Probe Currypulver von Galeria Kaufhof (Metro-Gruppe) mit rot bewertet werden.

Frische Kräuter seien im Vergleich zu 2008 nur noch gering belastet. Bei Obst und Gemüse seien seit 2007 weniger Pestizidrückstände beobachtet worden, teilten die Umweltschützer mit. Auf getrocknete Kräuter und Gewürze treffe das nicht zu.

Insgesamt wurden bei der Untersuchung 44 Proben Petersilie, Schnittlauch, Curry- und Paprikapulver, davon sieben aus biologischem Anbau, Anfang September 2009 gekauft. Sie stammen aus Filialen der sechs führenden deutschen Supermarktketten und einem Biosupermarkt in Berlin, Hamburg, Köln, München und bei Frankfurt am Main.

Inzwischen hat die Supermarktkette Real in allen rund 340 Märkten die von Greenpeace beanstandete Trocken-Petersilie vorsorglich aus dem Sortiment genommen. "Wir nehmen das sehr ernst", sagte Real- Sprecher Albrecht von Truchseß. Tip ist eine Eigenmarke der Metro- Handelsgruppe, zu der die Real-Märkte gehören.

Real habe zudem den Gewürz-Lieferanten informiert, der auch andere Handelsunternehmen beliefere, sagte Truchseß. Tests der getrockneten Petersilie vor dem Verkauf hätten ergeben, dass die Grenzwerte "ganz klar" unterschritten worden seien. Allerdings sei nicht klar, welche Tranche Greenpeace getestet habe. Es werde alles unternommen, dass es in der Zukunft keine solchen Vorkommnisse mehr gebe.

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9 Kommentare

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  • E
    emil

    wieso gibt es überhaupt höchstwerte für solcherlei stoffe?

    kann nicht einfach genau das drin sein, was auch draufsteht?

     

    wir sollten aufhören diese scheiße nachzufragen, und den wert von lebensmitteln zu erkennen.

  • M
    martina

    besonders @ Claude:

     

    enfach mal auf die Internetseite von Greenpeace gehen. da gibts alle Infos, Namen und auch genaue Zahlen.

     

    wenns ganz schnell gehen soll einfach den Link kopieren:

    http://www.greenpeace.de/themen/chemie/nachrichten/artikel/mit_gift_gewuerzt-1/

     

    lieben Gruß

  • AL
    Anna Luehse

    "Greenpeace hat bei einer Untersuchung von getrockneten Kräutern und Gewürzen erneut schwere Mängel im Verbraucherschutz aufgedeckt."

     

    Wiki: "Im weiteren Sinne ist Desinformation auch die gezielte Überversorgung mit aus der Rezipientenperspektive objektiv nutzlosen Informationen, welche die aus dieser Perspektive wichtigen Informationen überdecken."

     

    Nochmal Wiki: "In den letzten 50 Jahren wurde insgesamt rund eine Million Tonnen (!!!) verschiedener Antibiotika in die Biosphäre freigesetzt. Eintragsquellen in die Umwelt sind neben den Ausscheidungen (Urin, Kot) von Mensch und Tier auch weggeworfene ungebrauchte Arzneimittel.

    Es wird befürchtet, dass sich durch das Vorhandensein von Arzneimitteln bzw. deren Rückstände in der Umwelt leichter Resistenzen insbesondere bei Bakterien gegen Antibiotika ausbilden können."

    (vgl. "Tod durch Tamiflu!")

     

    Für Zufallstheoretiker: Doc Hoffmann (La Roche) war 1. Vorsitzender vom WWF, Gründungsvater war "Zyklon-Bernhard" ("SS-Prinz" der Niederlande).

  • J
    jonas

    Ich möchte dem Herrn Pohl raten, sich bei Gelegenheit mal die Verpackungen anzuschauen. Denn der "moderne Mensch" ist der bestgebildetste aller Zeiten, kann also fast immer lesen.

    Wenn jemand bei Plus einen Liter "Orangensaft" für 39 cent kauft, darf er sich nicht beschweren, dass nur Konzentrat drin ist. Die Früchte müssen schließlich in Spanien wachsen, gepflückt werden, gepreßt, verpackt, bis nach Deutschland transportiert und dann noch gelagert und verkauft werden. Und auch wenn "Orangensaft" drauf steht, sollte man kurz überlegen, wie dieser sagenhafte Preis zustande kommt. Tetrapack umdrehen, lesen "2% Saftanteil" (oder was da sonst so steht) und wieder wegstellen. Oder mal die Verkäuferin fragen. Wenn die falsch berät, kann man sogar klagen. Sie erinnern sich: "Wer, wie was, wieso, weshalb, warum, ..."

    Aber die billige Scheiße kaufen und danach blöd stellen und meckern, das ist nicht ok.

    Diesen "Analog-Käse"-Betrug find ich zwar auch unerhört, aber wieder der Tip: Man schaue auf die Verpackung. Wenn bei einer Pizza 2% Käse aufm Karton steht, brauch man keinen Lebensmitteltechniker zu sein, um zu erkennen, dass da wohl was nicht stimmen kann.

     

    Ich sage, wer einen angemessenen Preis bezahlt, kriegt nach wie vor Lebensmittel mit sehr guter Qualität. Dabei muss es nicht zwangsweise das teuerste sein. Aber unter einer gewissen Preisgrenze muss bei der Produktion gespart werden.

    Und das Nobelrestaurants bei solchen Kontrollen nicht auffallen liegt wohl daran, dass die teuren Gerichte meistens auch mit frischen und qualitativ hochwertigen Rohstoffen hergestellt werden. Frische Kräuter statt trockene, Fleisch vom Metzger statt vom Handelshof, etc pp.

     

    Von diesen Lebensmitteldiskussionen krieg ich noch Alpträume. Und Hunger

  • T
    Torben

    Wichtig ist, dass man nicht überreguliert, damit der Markt das selbst regulieren kann. Die Lebensmittlebranche steht in einem globalen Wettbewerb und bezahlbare Lebensmittel sind ein hohes Gut. Die Unternehmen haben ein ureigenes Interesse, die Mißstände zu beheben und sind dankbar für zielführende Hinweise, wie sie jetzt von Greenpeace kamen. Man sollte aber auch nicht übertreiben und Alles und Jedes mit endlosen Laboruntersucheungen überziehen, außerdem ist außer Alten und vielleicht Kleinkindern auch niemand unmittelbar bedroht.

     

    Ich geh mal eben kotzen und vertraue dann wieder auf die Verbraucherschutzpartei aus Bayern, die haben nämlich stets den Menschen im Sinn. Grüß Gott, mit Gewürzen schneller als einem lieb ist.

  • C
    Claude

    Na denn, guten Appetit!

    Wäre allerdings gut gewesen, wenn Ross und Reiter - sprich Namen und Marke genannt worden wären und/oder Alternativen.

  • GH
    G. H. Pohl

    Wie sagt der Metzger-Kalauer über seine Fleischwurst? „Wenn rauskommt, was da rein kommt, komme ich da hinein, wo man lange nicht rauskommt?“

    Ihr Beitrag „Currywurst mit Giftsauce“ ist nur ein winziger Ausschnitt dessen, was uns an alltäglichen „Schweinereien“ so geboten wird.

    Da braucht es nicht das Jägerschnitzel, in dem kein Jäger ist…

    Nur ein paar willkürlich Beispiele: Käseprodukte, in denen kein Käse ist, Fruchtsäfte, an denen einmal jemand mit Fruchtsaft vorbeigekommen ist, alle möglichen Geschmacksverstärker habe schon jetzt viele Menschen den Geschmack der tatsächlich reinen Waren aberzogen. Kostbare Milch wird trotz Milchsees so häufig verdünnt „veredelt“ nenn man das wohl, daß vom Produkt des Euters kaum etwas übrig bleibt.

    Wirksame Gesetze und Kontrollen sind offenbar unerwünscht, gleich ob es um Inhaltsstoffe oder um Sachgerechten Umgang mit Lebensmitteln geht. Werden Speisebuden und -lokale geprüft, darf man als Verbraucher, der dazu noch diese Kontrollen bezahlt, nicht das Ergebnis kennen ( Dänemark kann und macht das besser ).

    Ich jedenfalls habe den Verdacht, daß man sich auch hier an den Kleinen das Mütchen kühlt, oder hat jemand einmal davon gehört, daß ein Nobelrestaurant diesbezüglich negativ aufgefallen ist? Zufälle gibt’s tstststs…

    Klar ist auf jeden Fall, daß wir „modernen Menschen“ kein Anrecht auf Genuß unverfälschter Lebensmittel haben.

  • O
    Osten

    "Mit einer Prise Paprika oder Curry, wie sie auf der Currywurst landet, streut man sich einen Giftcocktail von bis zu 20 verschiedenen Chemikalien aufs Essen", kommentierte Manfred Straten,

     

    Also, noch unseriöser geht es nicht mehr.

    Die Dosis macht das Gift.

  • G
    grafinger

    So ein hinterhältiger Anschlag auf die Berliner! Sie mit ihrem Nationalgericht zu vergiften ist wirklich gemein!

    Da stecken sicher wieder die "Wessis" dahinter (SCNR)!