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Graue Hamburgensie

■ Verzicht auf den Marsch nach Bonn?

Katzenjammer bei der Statt Partei. Ein knappes Jahr nach der Gründung der Wählervereinigung zeichnet sich mehr und mehr ab, daß der Erfolg der Wegner-Truppe wohl zumindest vorläufig eine Hamburgensie bleiben wird. Die innerparteilichen Querelen um den umstrittenen Bundesvorsitzenden Bernd Schünemann deuten darauf hin, daß zu den Bundestagswahlen im Herbst entweder nur eine Abspaltung der Wählervereinigung oder gar keine Statt Partei antreten wird.

Carl Edgar Jarchow, stellvertretender Hamburger Landesvorsitzender und einer der besonneneren Köpfe der Wählervereinigung, erklärte am Wochenende der taz, daß eine Beteiligung an der Bundestagswahl aus seiner Sicht „keinen Sinn“ mache. Für die Europa-Wahlen, für die die Wählervereinigung ihre Kandidatur bereits angemeldet hat, befürchtet Jarchow ein De-saster. Einen Monat vor der Wahl gibt es weder ein Wahlkampfkonzept noch irgendwelche Wahlkampf-Aktivitäten. Jarchows Problem: „Man steht auf dem Zettel, und da kommt man nun nicht mehr runter.

Die Hamburger Landesorganisation hatte sich mehrheitlich gegen eine Beteiligung an den Europa-Wahlen ausgesprochen, konnte sich damit aber auf einer Bundesversammlung im April nicht durchsetzen. Damals hatte sich der gerade gewählte Bundesvorsitzende, Bernd Schünemann, durchgesetzt, dessen Rücktritt inzwischen nicht nur in Hamburg gefordert wird.

In dieser Woche will der Bundesvorstand der Statt Partei versuchen, eine Spaltung der Wählervereinigung zu verhindern. Sie droht, falls es in den kommenden Wochen tatsächlich zu zwei getrennten Bundesversammlungen kommt. Während Parteichef Schünemann für den kommenden Sonnabend nach Fulda geladen hat, hält eine Vorstandsmehrheit am ursprünglich geplanten Termin, 4. Juni in Hamburg, fest. Wichtigster Tagesordnungspunkt dann: Konstruktives Mißtrauensvotum gegen Schünemann. uex

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