: Grandezza–Versuch: Reagan reduziert Strafzölle
■ US–Handelssanktionen gegen Japan auf dem Venedig–Gipfel zum Teil zurückgenommen /US–Opposition sauer - Japanische Wirtschaft halbzufrieden
Venedig (afp/ap/dpa) - Mit einer spektakulären Geste hat der amerikanische Präsident Ronald Reagan am Montag in Venedig die Teilnehmerstaaten des 13. Weltwirtschaftsgipfels überrascht. Die Vereinigten Staaten kündigten kurz vor Beginn des Treffens der sieben Staats– und Regierungschefs aus den USA, Japan, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kanada und der Bundesrepublik eine Teilaufhebung der gegen Japan verhängten Handels–Sanktionen an. Reagan betonte jedoch in einer nach seinem Gespräch mit Japans Ministerpräsident Yasuhiro Nakasone veröffentlichten Stellungnahme, die Situation sei allerdings noch nicht gegeben, um alle Sanktionen rückgängig zu machen. Die amerikanische Entscheidung bedeutet, daß 17 Prozent der japanischen Elektronikprodukte von den 100–prozenti gen Strafzöllen ausgenommen werden. Von den jährlich drohenden 300 Millionen Dollar hohen Zusatzzöllen müssen 51 Millionen Dollar nun mit Sicherheit nicht mehr berappt werden. Die USA hatten die Strafzölle wegen angeblicher Dumpingmethoden der Japaner bei Computerchips am 17. April verhängt. Japan hatte von Beginn an diese Beschuldigung zurückgewiesen und erklärt, daß Maßnahmen eingeleitet worden seien, die aber notgedrungen einige Zeit brauchten. Der Chef der demokratischen Mehrheit im Senat, Robert Byrd, hat am Montag die Entscheidung von Präsident Ronald Reagan in Venedig bedauert, die gegen Japan verhängten Handelssanktionen teilweise wieder aufzuheben. Der Präsident habe die Entscheidung getroffen, nachdem das Dumping bei japanischen Elektronikprodukten nur einen Monat lang zurückgegangen sei. Die im April von Reagan getroffenen Maßnahmen „wären sicher noch im Juni gerechtfertigt“. Der ebenfalls in Venedig weilende japanische Außenhandels– und Industrieminister Hajime Tahura bezeichnete am Dienstag Reagans Zugeständnis als unzureichend. Er sagte, die Regierung in Tokio erwarte, daß die USA die Bemühungen Japans um die Einhaltung der Vereinbarungen angemessen honorierten und die Strafzölle vollständig beseitigten. Der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der elektronischen Industrie Japans, Iwao Ojima, zeigte sich zufriedener als Tahura. Er sagte im japaniscnen Fernsehen, Reagans Konzession sei zwar nur klein, zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch begrüßenswert, da sie zeige, daß die japanischen Bemühungen gewürdigt würden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen