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Graf soll ins Rote Rathaus

Grüne nominieren linken Mann statt Reala Jarasch. Linke Frauen sagten ab

Von Uwe Rada

Als erste Partei in Berlin haben sich die Grünen festgelegt. Werner Graf und Bettina Jarasch sollen die Partei in den Wahlkampf für die nächste Abgeordnetenhauswahl im September 2026 führen. Das Entscheidende an der Meldung ist die Reihenfolge in der Namensnennung. Wenn es das Wahlergebnis zulässt, soll nicht Jarasch, sondern Graf ins Rote Rathaus ziehen. „Mit Werner Graf wollen wir der Stadt ein progressives Angebot machen“, teilen die beiden Landesvorsitzenden Nina Stahr und Philmon Ghirmai mit.

Mit diesem Votum hat der Landesvorstand am Montagabend die Notbremse gezogen. Ursprünglich sollte die Reihenfolge nämlich andersherum lauten. Doch dann hagelte es Kritik von der Parteilinken. Diese hat sich nun durchgesetzt. Allerdings nicht mit einer Frau an der Spitze, sondern mit Werner Graf, der zusammen mit Jarasch auch die Spitze der Fraktion im Abgeordnetenhaus bildet.

Ein „Power-Couple“ nennen Nina Stahr und Philmon Ghirmai das Spitzenduo Graf und Jarasch in einem Schreiben an die Parteimitglieder. Mit ihnen könne in Berlin wieder etwas bewegt und der Plan- und Perspektivlosigkeit der letzten Jahre ein Ende gesetzt werden. „Die beiden“, heißt es, „machen der Stadt ein kraftvolles Angebot, in dem die Zukunft Berlins und der Zusammenhalt in der Stadt im Mittelpunkt stehen.“

Auch Graf und Jarasch selbst haben sich inzwischen zu Wort gemeldet. Sie kritisieren vor allem die Politik des schwarz-roten Senats. „Ber­lin ist här­ter und auch dre­cki­ger gewor­den“, heißt es in ihrem Schreiben. „Doch die Lan­des­re­gie­rung aus CDU und SPD schaut dabei zu, wie sich die Lage immer wei­ter ver­schärft.“

Dass mit Werner Graf am Ende ein Mann das Rennen machte, geht auf die Absagen der parteilinken Kandidatinnen zurück. Zuerst erklärte die ehemalige Familienministerin Lisa Paus, dass sie für eine Kandidatur nicht zur Verfügung stehe. „Mein Platz ist im Bundestag, auch und gerade jetzt in der Opposition“, schrieb Paus in einem Brief, über den zuerst die taz berichtet hatte.

Später erklärte auch die ehemalige Fraktionsvorsitzende Antje Kapek ihren Rückzug. Auch der – ebenfalls dem linken Flügel zugehörige – ehemalige Landesvorsitzende und Finanzsenator Daniel Wesener hatte erklärt, nicht als Spitzenkandidat zur Verfügung zu stehen. Formal abgesegnet soll die Personalie auf einem Landesparteitag im November werden.

berlin

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