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: Grässlich

Die Hässliche (Mi., 20.15 Uhr, RTL)

Vielleicht war es so: Das Drehbuch zu „Die Hässliche“ lag längst im Mülleimer der Produktionsfirma. Doch eine unaufmerksame Putzfrau ließ es bei der Leerung herunterfallen, ein übereifriger Praktikant hob es auf und brachte es zurück, und der verantwortliche Redakteur war blind und taub und betrunken und mindestens bestochen.

Oder es war so: RTL war dem Autorenpärchen, das für diesen Schwachsinn verantwortlich zeichnet, einen dicken Gefallen schuldig. Aus Wut über die furchtbare Story und die dummen Dialoge ließ man aber ausschließlich die schlechtesten SchauspielerInnen mitmachen.

In der Art muss es gelaufen sein. Anders kann man sich ein so furioses Scheitern wie diesen„TV-Roman“ nicht erklären. Die Steuerberaterin Miriam, hölzern gespielt von Cornelia Saborowski, hat kein Glück bei den Männern. Weil sie so dick ist, denkt sie. Doch dem Zuschauer fällt sofort auf, dass das nicht an irgendwelchen Pfunden an irgendwelchen Stellen, sondern nur an den Sätzen liegt, die sie in einer Tour von sich geben muss: „Ich bin fett. Ich bin hässlich. Aber Ihre Hässlichkeit ist viel schlimmer. Denn man sieht sie nicht.“ Das sagt sie, als sie dem Tunichtgut Kai (Sebastian Ströbel) das erste Mal begegnet (er fährt ihr ins Auto). Einem Medizinstudenten, der, genau wie Miriam, noch bei seinen Eltern wohnt und sonst nur blonde Bikinigardemaßmäuschen bezirzt. Kai ist trotzdem natürlich hin und weg von der hölzernen Person. Man kommt sich näher, man lässt zusammen DRACHEN STEIGEN, das ist nämlich Miriams Hobby: „Und wenn sie erst fliegen. Schwerelos.“

Miriam verzeiht Kai, dass er „fette Qualle“ zu ihr gesagt hat, als er sie das erste Mal sah, und er verzeiht ihr ihre Pfunde, die in jeder Szene so eingesetzt werden, als ob es wirklich eine Rolle spielen würde, welche Figur die Person hat, die man liebt.

Aber junges Glück hat Probleme: Miriams Vater und Schwester sind gegen die Verbindung, weil sie, klischeehaft und latent antisemitisch als „reiche Juden“ inszeniert, Kai unterstellen, er sei nur auf Kohle aus.

Dazu kommen ratzfatz Miriams starke Kopfschmerzen, und keine halbe süßlich-dumme Stunde später liegt sie mit Gehirntumor auf dem Totenbett, Kai bleibt übrig, Film ist endlich zu Ende. Fort mit Schaden.

JENNI ZYLKA