: Gorbatschow bleibt hart gegen Litauen
■ Vilnius sucht direkte Handelskontakte zu den Kommunen Moskau und Leningrad, um die Blockade durch die UdSSR zu durchbrechen
Moskau (dpa) - Michail Gorbatschow bleibt im Konflikt mit Litauen hart. Vor Arbeitern in der Industriestadt Swerdlowsk wiederholte er nach Angaben von 'Tass‘ die Forderung nach Aufhebung der Unabhängigkeitserklärung vom 11. März als Voraussetzung für Gespräche. Die Führung in Vilnius hat indes die Aufnahme direkter Wirtschaftskontakte zu den Stadtverwaltungen von Moskau und Leningrad sowie anderen sowjetischen Bezirken angekündigt, die seit den Kommunalwahlen von demokratischen Kräften regiert werden, um die von der Unionsregierung in Moskau verfügte Wirtschaftsblockade zu brechen. Besondere Hoffnungen knüpft Litauen an Gespräche mit Erdölproduzenten im westsibirischen Tjumen-Gebiet, denen Lebensmittel im Tausch gegen Öl angeboten wird.
„Es ist absolut notwendig, zur Lage vom 10. März zurückzukehren, und dann die Frage (der Souveränität) zu erörtern“, sagte Gorbatschow vor Arbeitern des Maschinenbaukomplexes „Uralmasch“. Gleichzeitig hoffe er auf eine „politische Lösung des Problems“. Litauens Unabhängigkeitsbestrebungen könnten auch im Rahmen einer sowjetischen Föderation befriedigt werden, betonte Gorbatschow.
Litauen steht nach Ansicht des Wirtschaftswissenschaftlers Albinas Jaovarauskas unmittelbar vor einer schweren Wirtschaftskrise. Ausreichende Lagerbestände hätten bisher eine schwere Krise als Folge des Moskauer Embargos verhindern können, doch hätten bereits 46 der rund 400 Betriebe der Republik ihre Produktion kürzen müssen. Nach seinen Worten entsteht in der Bevölkerung Panik: „Die Menschen haben Angst vor Hunger und horten Lebensmittel.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen