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Google Street View in DeutschlandZerschnittene Kabel und Widersprüche

Während mehr als 700 Ingolstädter schriftlich Protest bei Google gegen das Street-View-Projekt einreichen, haben andere selbst Hand angelegt und einen Kamerawagen in Oldenburg demoliert.

Auf der Cebit war es Kunst, ein Street-View-Auto umzugestalten. In Oldenburg war es definitiv eine Straftat. Bild: dpa

HANNOVER/INGOLSTADT/HAMBURG dpa/taz | Ein geparkter Kamerawagen des Internetdienstanbieters Google soll am Wochenende in Oldenburg beschädigt worden sein, berichtet die Hannoversche Allgemeine in ihrer Online-Ausgabe. Unbekannte Täter hätten die Verbindungskabel zwischen der auf dem Dach montierten Kamera und dem Fahrzeuginnenraum durchtrennt. Darüber hinaus wurde aus einem Reifen des Opels die Luft herausgelassen.

Auf legale Weise haben sich derweilen mehr als 700 Leser der Zeitung Donaukurier (Ingolstadt) gegen das Abbild ihres heimischen Umfelds im Internet-Dienst Google Street View gewehrt. Wie die Online-Redaktion des Blattes mitteilte, übergab eine Delegation am Freitag in Hamburg die mehr als 700 Widersprüche, die auf Formblättern über die Plattform der Zeitung eingereicht worden waren. Kay Oberbeck, Pressesprecher von Google Deutschland, habe die Dokumente in der Deutschland-Zentrale des Internet-Konzerns entgegen genommen und zugesagt, sie der Rechtsabteilung zu übergeben.

Das Google-Street-View-Auto ist laut Donaukurier derzeit im Raum Ingolstadt unterwegs und fotografiere Straßen und Häuser. Viele Bürger sähen darin eine Beeinträchtigung ihrer Persönlichkeitsrechte, zumal auch Menschen im Straßenbild mit aufgenommen würden. Google hatte nach anhaltender Kritik an der Internetpräsentation zugesagt, Möglichkeiten für Hausbesitzer in Deutschland zu schaffen, Aufnahmen bereits vor der Veröffentlichung im Netz löschen zu lassen.

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1 Kommentar

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  • MB
    Markus Becker

    Unsere Lokalzeitung “Donaukurier” läuft ja momentan Sturm gegen Googles “Street View” – es vergeht fast kein Tag, an dem nichts darüber berichtet wird. Es gibt sogar eine eigene Unterseite auf deren Homepage zu diesem Thema.

     

    Schaut man sich als internet-affiner Mensch die Homepage des Donaukuriers allerdings genauer an, wird man folgendes feststellen:

     

    Einerseits predigt man Datenschutz und “hetzt” regelrecht gegen Google Street View, nutzt aber selbst Googles umstrittenes Web-Analyse-Tool “Google-Analytics” (sehr interessanter Wikipedia-Artikel) zur Aufzeichnung / Zählung / Auswertung der Homepagebesucher.

     

    Google bekommt somit von den Besuchern der DK-Homepage diverse Informationen:

     

    * Internet-Einwahlpunkt (Standort)

    * Internet-Service-Provider (z. B. Telekom, 1und1, freenet…)

    * Betriebssystem + Browser

    * Bildschirmauflösung

    * Flash- und Java-Unterstützung

    * u.v.m.

     

    Und natürlich auch (wofür der Dienst ja eigentlich gedacht ist) folgende Informationen:

     

    * welche DK-Seiten wie lange betrachtet wurden

    * wie man genau auf die Seite des DKs gekommen ist (direkt, per Suchbegriff “asdf” über Suchmaschine “jklö” oder per Link “http://asdf.invalid”)

     

    Außerdem wird von Google Analytics ein Cookie gesetzt, womit der Besucher bei einem späteren Seitenaufruf von Google wieder identifiziert werden kann.

     

    An und für sich erscheint das ja nicht weiter schlimm – es ist aber nicht auszuschließen, das Google diese Daten mit anderen Informationen anderer Seiten (die ebenfalls Analytics einsetzen) kombiniert und somit “Nutzerprofile” anlegen kann, die Rückschlüsse auf das Surfverhalten der Einzelpersonen ziehen lassen!

     

    Betrachtet man die Seiten des DKs weiter, fallen diverse aktive Inhalte fremder Anbieter auf (z. B. zur Einblendung der Werbung), die es Dritten ermöglichen, ebenfalls Daten über den Homepage-Besucher sammeln zu können:

     

    * twing.com (???)

    * twitter.com (Kurznachrichtendienst)

    * adlink.net (Werbung)

    * nuggad.net (Werbung)

    * adtoma.com (Werbung)

    * ivwbox.de (Analyse-Tool für Werbung)

    * brightcove.com (???)

    * doubleclick.net (gehört zu Google)

     

    Dies ist jetzt nicht spezifisch für die Internetseiten des Donaukuriers – viele Seiten benutzen Google Analytics zur Zählung / Analyse der Besucherzahlen oder binden über aktive Inhalte Werbung anderer Seiten ein.

     

    Es erscheint aber mehr als nur absurd, ständig gegen die Datensammlung von Google zu propagieren, selbst aber zahlreichen solcher Unternehmen zur Profilerstellung aus Nutzerdaten zu verhelfen.

     

    Wenn man im Glashaus sitzt…