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Google-Chef preist Chrome"Auf Millionen von Rechnern"

Google-Chef Schmidt sieht sein "Anti-Betriebssystem" Chrome schon auf Millionen von Rechnern und Microsofts Marktanteile schwinden. Dessen Browser-Krieg gegen Netscape machte ihm allerdings zunächst Angst.

"Mehr ein "Anti-Betriebssystem", das weniger einem herkömmlichen Betriebssystem als einem Browser ähnelt" Bild: dpa

SUN VALLEY dpa | Googles neues Betriebssystem Chrome OS wird nach Meinung von Google-Chef Eric Schmidt auf Millionen von Computern genutzt werden und hat das Zeug, Microsofts Windows Marktanteile abzunehmen. "Wir haben keine Zahlen, aber wir wissen, es werden Millionen (Computer) sein", sagte Schmidt in einem Interview mit Bloomberg TV am Freitag. Er erwarte aber, dass Microsoft mit einer veränderten Strategie auf die neue Konkurrenz antworten werde.

Der weltgrößte Suchmaschinen-Anbieter hatte Anfang der Woche das eigene Betriebssystem Chrome OS angekündigt, mit dem das Unternehmen direkt in das Kerngeschäft von Microsoft vordringt. Erste, mit Chrome OS ausgestattete Computer sollen nach Angaben von Google in der zweiten Jahreshälfte 2010 auf den Markt kommen. Er selbst habe sich lange Zeit gegen die Entwicklung ausgesprochen, sagte Schmidt auf einer Konferenz in Sun Valley im US-Bundesstaat Idaho. Abgeschreckt habe ihn damals der "Browser-Krieg", bei dem Microsoft Ende der 90er Jahre den einstigen Marktführer Netscape in einer beispiellosen Kampagne vom Markt gefegt hatte. Am Ende sei er allerdings überzeugt worden.

Seit der Gründung des Unternehmens hätten die Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin Pläne für ein Betriebssystem verfolgt. Trotz der Einwände von Schmidt hätten die Beiden einige Entwickler aus der Mozilla Foundation eingestellt, die auch an der Entwicklung von Firefox beteiligt waren. Eine erste frühe Version des Browsers Chrome habe ihn schließlich überzeugt. "Sie war so gut, dass sie mich dazu gebracht haben, meine Meinung zu ändern."

Chrome OS sei allerdings mehr ein "Anti-Betriebssystem", das weniger einem herkömmlichen Betriebssystem als einem Browser ähnelt, betonte Google-Mitgründer Larry Page in Sun Valley. Die Computer und Netbooks müssten mit der Software nicht mehr lange hochfahren, sondern könnten nach dem Anschalten augenblicklich genutzt werden. Die Daten auf dem PC sollen über Chrome OS anders als üblich im Internet statt auf der Festplatte gespeichert werden. Ziel sei es, dass das Betriebssystem in gewisser Weise verschwinde. "Wenn Sie ein Telefon nutzen, denken Sie auch nicht an das Betriebssystem."

Anders als Microsofts Windows-Betriebssystem, das einen Marktanteil weltweit von rund 90 Prozent hält, basiert Chrome OS auf dem freien Betriebssystem Linux. Der Quell-Code soll später im spätern Jahresverlauf für die Entwicklergemeinde veröffentlicht werden. Chrome OS soll zunächst auf Mini-Laptops - sogenannten Netbooks - eingesetzt werden. Mit den Geräteherstellern Hewlett- Packard, Asus, Acer, Lenovo und Toshiba werden bereits Gespräche über eine Zusammenarbeit geführt. Auch die Chiphersteller Freescale und Qualcomm hat Google mit ins Boot geholt.

Für Eric Schmidt könnte das neue Chrome-Betriebssystem allerdings weitere Folgen haben. Schmidt sitzt seit 2006 im Aufsichtsrat von Apple. Wiederholt hatte es deshalb kritische Stimmen gegeben, die einen Interessenskonflikt befürchten. Neben dem Browser-Markt konkurrieren Apple und Google inzwischen auch bei Handys, Apples iPhone tritt hier gegen Smartpones von HTC oder Samsung mit Googles "Android"-Betriebssystem an. Bislang sei das noch kein Problem gewesen, sagte Schmidt dem britischen Guardian. Es werde aber Gespräche mit Apple geben.

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1 Kommentar

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  • EO
    Erika Oczipka

    Chrome OS

    Da haben wir uns jahrelang gefragt, wie der Zugriff von Microsoft über dessen Betriebssysteme auf unsere Rechner aussehen und missbraucht werden könnte. Und nun kommt der nächste Quantensprung: zu Gunsten einer minimalen Geschwindigkeitssteigerung bleiben unsere Daten alle im Netz(das Hochfahren dauert ja so unheimlich lang, da könnten wir schon zwei Mails in verstümmelter Sprache geschrieben haben!) Welcher halbwegs noch klar denkende Zeitgenosse wird dieses System nutzen? Und wird man dann nicht auch Rückschlüsse ziehen müssen auf die Minderheiten, die das nicht mitmachen wollen: die haben bestimmt etwas zu verbergen, also kommen sie in alle möglichen Rasterfahndungen nach altem Muster. Oh, lasst uns lieber gemeinsam jetzt schon das Netz sprengen, bevor es zu spät ist! Wie ginge das eigentlich? Es stehen ja keine Masten mehr in der Landschaft herum.