■ QUERBILD: Good Will Hunting
Filme über Genies flutschen schnell in das Fach Behindertenfilme. So will es der Mythos von der Vermählung des Außergewöhnlichen mit dem einsamen Wahnsinn oder dem traurigen Absonderlichen. Sonderlinge, geistig Behinderte oder eben IQ-Bombasten taugen als liebenswerte, meist so unpolitische wie harmlose Helden in Familienfilmen, die mit ihrer eigensinnigen Sicht auf die Dinge der durcherklärten Welt ihren Zauber zurückgeben sollen. Und als Medium zum Infantilen und Vereinsamten dient immer wieder der dackelbeinige Hosenmatz Robin Williams. Good Will Hunting erzählt also die Resozialisierungsgeschichte vom Hochbegabten Will (Matt Dammon), der zwar Bücher spielend auswendig lernen, aber nicht auf Autorücksitzen knutschen kann. Der Film mag ja „intensiv“, „einfühlsam“und obendrein noch „europäisch“sein, wie die Rezensentenwelt Erträgliches aus diesem Genre gerne feiert. Aber daß ausgerechnet jener Gus Van Sant, dem wir so Wunderbares wie Drugstore Cowboy und My Private Idaho verdanken, einen Rain Man-Tanz hinlegen muß, wird den Rest der Kinogänger noch lange, durchaus intensiv und europäisch, erschüttern. P. Möbel
Abaton, Cinemaxx, Spectrum, Zeise
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