: Good Vibrations
■ ...beim neuen Bremerhavener Ballett Bremerhavener Balletts
Als sie diesen Sommer zur neuen Spielzeit am Stadttheater engagiert wurden, war die Begrüßung ein halber Rausschmiß. Vorsorglich wurde den zehn TänzerInnen des neuen Balletts mitgeteilt, daß sie in Bremerhaven keine Zukunft hätten. Sie sollten eine stille Verfügungsmasse bilden im Poker um die vom Magistrat erzwungenen Stellenkürzungen am Stadttheater. Aber von Stillhalten hält der charismatische Ballettmeister Ricardo Fernando gar nichts. Nach dem Erfolg mit „La Cage aux Follies“ beweist die Truppe nun aufs Neue ihre unübersehbaren Qualitäten.
Ihr erstes abendfüllendes Programm nennt sich schlicht „Studioballett“. Zu Recht, denn die viel zu kleine Bühne im Kleinen Haus des Stadttheaters erlaubt keine großen Sprünge. Mit südamerikanischem Temperament, mit Witz und Komik passen sie sich diesen widrigen Bedingungen an und erzählen im groben Gewand folkloristischer Trivialmythen von Religion, Tod, Trauer, Liebesflirren, Leidenschaft und Lebenslust.
Da die Hälfte der Compagnie aus Brasilien kommt, stehen die sechs Sätze des Studio-Programms im Zeichen lateinamerikanischer Rhythmen. In einem virtuos getanzten Pas de Deux geben die SolotänzerInnen Carla Silva und Bruno Mora dem „Instinct“ (von Ravi Shankar und Philip Glass) schwerelose Leichtigkeit.
Mit Tempo und Eleganz entführt die Gruppe das Publikum ins Nirgendwoland der „Good Vibrations“. Dorthin, wo schöne Männer und Frauen kreisen. Das ist ganz gegen den deutschen Tiefsinn getanzt und so elegant und so glatt, daß eine despektierliche Bachnummer für alle Sinnsucher zum Angelhaken werden muß. Unter dem Titel „BWV 1048“ hat Fernando eine Choreografie auf Bachs Brandenburgisches Konzert Nr. 3 entwickelt. Zur spätbarocken Muskk bewegen sich zwei Paare in Masken und in popfarbenen Rokoko-Perücken. Sie tanzen clownesk in kleinen Schritten, sie bewegen sich wie aufgezogene Püppchen und betonen so den kanonischen Charakter der Musik. Die kindliche Komik tut Bach nichts zuleide. Im Gegenteil: So heiter und gelassen hat man sein Konzert wohl selten erlebt. Hans Happel
Nächste Aufführungen: 8., 18. und 19. Dezember, jeweils um 20 Uhr
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