■ Querspalte: Golf für Bürokraten
Süd-Koreas Beamte können endlich aufatmen – und das auch noch in grüner Umgebung und frischer Luft. Denn seit der frühere Dissident Kim Dae Jung regiert, herrscht eine neue Offenheit. So dürfen Staatsdiener jetzt endlich ganz legal und damit unter ihrem richtigen Namen Golf spielen. Vorbei die Zeiten, in denen Beamte sich beim Golf von Geschäftsleuten aushalten lassen und in den noblen Clubs unter Decknamen verkehren mußten.
Kims Sprecher Park Jie Won verkündete dieser Tage offiziell, daß die neue Regierung den Staatsdienern künftig weder verbiete, Golf zu spielen, noch versuchen werde, sie davon abzubringen. Voraussetzung sei allerdings, daß die Beamten auf eigene Kosten den Golfschläger schwingen und das auch nur während der Freizeit. Außerdem konnte sich der Präsidentensprecher nicht die Empfehlung verkneifen, daß es besser sei, wenn die Staatsdiener dem Spiel auf eigens für sie reservierten Plätzen fröhnen. Und um leichter Versuchen interessierter Kreise widerstehen zu können, die beim Spiel auf dem Rasen geschäftliche Vorteile für sich aushandeln wollen, bleibt es den Beamten auch künftig verboten, sich zum Golf einladen zu lassen. Umgekehrt lasse es die angespannte Haushaltslage natürlich auch nicht zu, daß die öffentlich Bediensteten auf Staatskosten die Reichen und Mächtigen zum Spiel einladen.
Als treibende Kraft der Golfoffensive vermutet man übrigens den neuen Ministerpräsidenten Kim Jong Pil. Der war früher mal Geheimdienstchef. In der Vergangenheit wurden Süd-Koreas hundert Golfplätze überwacht, um Beamte beim de facto verbotenen Putten ertappen zu können. So verlor zum Beispiel der frühere Präsidentenberater Choi Sun Jung Ende vergangenen Jahres seinen Job. Deshalb sind die Beamten vorsichtig geworden. Sie vertrauen der neuen Regierung erst, wenn den Ankündigungen auch Taten folgen. Und siehe da: Choi wurde zum Vizeminister für Gesundheit und Wohlfahrt befördert. Sven Hansen
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