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Goldregen für die fleißige Saschenka

■ WM in der Rhythmischen Sportgymnastik: Timoschenko überragende Turnerin der Einzelfinale

Athen (dpa/taz) — Zu guter Letzt bewies Alexandra Timoschenko doch noch, daß sie nach wie vor die dominierende Athletin in der Rhythmischen Sportgymnastik ist. Im Mehrkampf hatte die 19jährige „Internationale Meisterin des Sports“ überraschend gegen ihre ein Jahr jüngere Teamgefährtin Oksana Skaldina verloren, in den Einzelfinalen war die elegante Gymnastin aus Kiew jedoch nicht zu schlagen. In allen vier Wettbewerben — mit Seil, Reifen, Band und Keulen — holte Timoschenko Gold und und gewann damit sogar noch eine Disziplin mehr als bei der Weltmeisterschaft 1989 in Sarajewo. Dort hatte sie neben dem Mehrkampf bei Seil, Reifen und Band gewonnen. Mit nunmehr zehn WM-Titeln übernahm „Saschenka“ den Spitzenplatz in der WM-Hitliste vor Galima Schugurowa (UdSSR) und der Bulgarin Maria Gigowa (beide 9).

Gemeinsam mit Marina Lobatsch war die 1,62 Meter große Alexandra Timoschenko, die mit neun Jahren in der „Gruppe der Kleinsten“ mit der Rhythmischen Sportgymnastik begonnen hatte, maßgeblich am Aufschwung der sowjetischen Gymnastik beteiligt. Im Leistungszentrum von Trud Kiew entwickelten die beiden unter Anleitung der Trainerin Albina Derjugina und ihrer Tochter Irina Derjugina, Weltmeisterin 1979, neue, originelle Choreographien und holten langsam den gravierenden Vorsprung der bulgarischen Konkurrenz auf.

Bei den Olympischen Spielen in Seoul war es dann soweit. Lobatsch siegte im Mehrkampf, Timoschenko, die sich nach den Worten ihrer Trainerin vor allem durch „großen Fleiß“ auszeichnet, mußte sich allerdings hinter der Bulgarin Dunawska mit Bronze zufriedengeben. Ihr Durchbruch kam bei der WM von Sarajewo, als sie der großen Bianca Panowa, vielfache Weltmeisterin aus Bulgarien, den Rang ablief.

Die Bulgarinnen waren auch in Athen die großen Verliererinnen. In den Einzel- und Mannschaftswettbewerben blieben der einstigen Hochburg lediglich drei Silber- und zwei Bronzemedaillen. Und dazu der wertlose Titel der „Miß Weltmeisterschaft“ für die Olympia-Hoffnung Maria Petrowa (15), die mit der Mannschaft zweite wurde.

Timoschenkos Vereinskollegin Oksana Skaldina konnte in den Einzelfinalen nicht an ihre exzellenten Leistungen des Vortags anknüpfen und brachte es lediglich auf eine Silber- und zwei Bronzemedaillen — für ihre Verhältnisse eine Minimalausbeute. Vollends untröstlich war sie, als sie beim abschließenden Wettbewerb zu allem Überfluß auch noch ein Keule verlor.

Die deutschen Einzelgymnastinnen waren nach dem schwachen Auftreten im Mannschaftswettbewerb (8.) und in der Einzelwertung (Sandra Schöck 19., Michaela Ziegler 21., Silke Neumann 43.) am Sonntag nur noch im Gruppenfinale Ball/Seil vertreten. Rund 100.000 Mark hat dem Deutschen Turner-Bund (DTB) das „Unternehmen Gymnastik- Weltmeisterschaften“ gekostet. Bei der Gewinn- und Verlustrechnung am Sonntag in Athen aber kam wenig Freude auf.

Sogar die Teilnahme an den Olympischen Spielen 1992 ist fraglich. Zwar qualifizierten sich die Deutschen Meisterinnen Sandra Schöck und Michaela Ziegler (beide Schmiden) als 19. und 21. nach den Kriterien des Internationalen Turnerbundes, der die ersten 50 zuläßt, für Barcelona, doch an denen des Nationalen Olympischen Komitees (Endkampfchance) tänzelten sie mit Riesenschritten vorbei. Schlechter hatte der DTB nur 1985 abgeschnitten.

„Weil es keine zentrale Vorbereitung und keine gemeinsame Linie gab, hat jeder vor sich hingewurschtelt. Das muß und wird sich ändern“, resümierte DTB-Sportdirektor Eduard Friedrich.

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