■ Press-Schlag: Goellner meutert
Im Sport der millionenschweren Idealisten, dem Tennis, war der Davis-Cup lange Zeit der letzte Hort, wo alle gleich waren vor dem Racket, wo Solidarität und Kameraderie herrschten und selbst ein Boris Becker nicht anders behandelt wurde als ein Carl-Uwe Steeb, Eric Jelen oder Patrick Kühnen.
Michael Stich war der erste, der die Kumpanei der vier Freunde von Göteborg durcheinanderbrachte, ohne jedoch Privilegien zu beanspruchen. Dies blieb dem neudeutschen Starlet des Tennissports, Marc-Kevin Goellner, vorbehalten, der, abgeschirmt wie sonst nur Andre Agassi, durch den Tenniszirkus tingelt. „Es ist schwierig, an ihn heranzukommen, weil er ständig drei Leute um sich herum hat“, sagt selbst Michael Stich. Damit dies so bleibt, hat der 22jährige Filzball-Smartie einen Brief an den Deutschen Tennis-Bund (DTB) geschrieben, in dem er mit Boykott des Davis-Cup-Halbfinales in Schweden droht, wenn er künftig nicht sein persönliches Betreuer-Team „zu jeder Zeit und an jedem Ort“ dabeihaben darf.
Der DTB reagierte barsch auf das Ansinnen. „Keine Chance“, sagte Coach Niki Pilić, und Generalsekretär Sanders meinte: „Wenn wir nachgeben, kommt demnächst einer und will seine Schwiegermutter als Linienrichterin haben.“ Matti
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