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God save the Queer

Wenn Fremdwortehrgeiz zu kleinen Verwechslungen führt

Amnestie und Amnesie, Terroristen und Touristen, Chitin und Chinin, Kollagen und Kollegen – ach, was hat man damals über mich jungen, fremdwortehrgeizigen Hüpfer gelacht, der in Diskussionen bevorzugt das falsche dieser für ihn so ähnlich klingenden Wortpaare einfließen ließ.

Aber mit 12 Jahren hatte für mich meine eigene kleine, ausgedachte Begründung, dass dem politischen Gefangenen quasi per Gedächtnisschwund die Strafe erlassen werden sollte, durchaus Hand und Fuß. Genau wie die brutale Art und Weise, in der sich manche Besucher in fremden Ländern benehmen, oder die Überlegung, dass Schaben den Atomkrieg ja nur überleben können, wenn sie genug Schweppes Tonic trinken. Das geht dann nämlich direkt in ihre Panzer.

Irgendwann später wusste ich das Gelächter der Gesprächspartner (sie lachen über mich! Nicht mit mir!) immer besser zu deuten, und so langsam wurden mir die Unterschiede, jedenfalls bei manchen der Wortpaare, ersichtlich.

Einige finde ich allerdings nach wie vor verwirrend: Wieso haben Paraphernalien, die ohnehin sehr nach Biologie (Pilzkrankheit oder so) klingen, so rein gar nichts mit Paraphilie, der Lieblingskrankheit John Waters’ zu tun? Die im Übrigen darin besteht, andere Menschen mit dem zwanghaften Ausstoßen von Worten mit zweifelhaftem, sexuellem Inhalt zu erschrecken. Nicht zu verwechseln mit der Koprolalie, die den daran leidenden Patienten zwar auch zwingt, krankhaft obszöne Wörter auszusprechen. Aber nur aus dem analen Bereich.

Ob das „-prolalie“ etwas mit „Prolls“ und „lallenden Proleten“ zu tun hat, will ich ja schon gar nicht mehr wissen. Das wäre wirklich zu weit hergeholt. Apropos: Dass „Semikolon“ kein amerikanischer Präsident war, hätte man mir damals, als ich, fünf und stolz auf meine, wie ich fand, schon sehr gut ausgeprägten schriftlichen Fähigkeiten, ruhig sagen können. Schließlich klingt es irgendwie wie „Jimmy Carter“, oder nicht?

Heute verwechseln die aufgeklärten Bälger mit ihrem stark anglizistisch geprägten Idiom höchstens mal „Queer“ und „Queen“ (was natürlich auch in manchen Zusammenhängen, unter anderem musikalischen, hervorragend passt) und lassen es ansonsten sein mit den Fremdwörtern. Koteletts, am liebsten von frei laufenden Schweinen, trägt ja seit Mungo Jerry eh keiner mehr so richtig. Und dass der Homunculus sich unbedingt auf der Golem- beziehungsweise Golan-Höhe beim ewigen Herumwandern eine Uzzi-Kugel fangen muss, das glaubt heutzutage bestimmt keiner. JENNI ZYLKA

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