: Globalisierung nicht allein Schuld?
■ Industrie-Umfrage: „Beschleunigung der Investitionen zu erwarten“
München (AFP/dpa) – Die Zurückhaltung der deutschen Wirtschaft bei Investitionen am Standort Deutschland ist laut ifo-Institut nicht auf den Trend zur Globalisierung zurückzuführen. Einer Studie der Münchner Wirtschaftsforscher zufolge investierten im Ausland aktive westdeutsche Betriebe in ihre deutschen Standorte genausoviel wie Firmen ohne Auslandsengagement.
Die gegenwärtige Investitionszurückhaltung der Wirtschaft ist der ifo-Studie zufolge keine Ausnahme, sondern eine normale Erscheinung in den ersten Jahren einer Konjunkturerholung. Auch in früheren vergleichbaren Phasen seien die Unternehmensinvestitionen durch nachfragedämpfende Effekte gebremst worden, wie die Politik der Haushaltskonsolidierung, eine rezessive Baukonjunktur und im Verhältnis zur Inflation hohe Zinsen.
Die westdeutsche Industrie erwartet in einer Umfrage zu den Planungen bis zum Jahr 2001 – durchgeführt ebenfalls vom ifo-Instittut – kontinuierlich steigende Umsätze bei immer weniger Beschäftigten im Inland und mehr Auslandsfertigung. Die Firmen setzen dabei anscheinend wenig Hoffung in den Standort Deutschland: Sie rechnen bei der Inlandsnachfrage „mit keiner Dynamik“ und wollen ihre Investitionen im Inland nicht weiter erhöhen. Im Gesamtzeitraum 1997 bis 2001 erwarten die Firmen inflationsbereinigt jährlich 2,7 Prozent mehr Umsatz – im Inland jedoch nur ein Prozent – und eine um 1,3 Prozent rückläufige Beschäftigtenzahl.
An der Umfrage im Frühjahr beteiligten sich 356 Firmen, die ein Viertel aller Beschäftigten in der westdeutschen Industrie repräsentieren.
Der Stellenabbau schwäche sich in den nächsten Jahren ab, meinten die Unternehmer. Nach über drei Prozent weniger Beschäftigten 1997 wird 1998 ein Rückgang um ein Prozent und in den Folgejahren um 0,5 Prozent erwartet. Im Ausland wollen die Firmen Stellen schaffen, um durchschnittlich 1,6 Prozent pro Jahr bis 2001. „Eindeutig ist die Tendenz, Produktion über die Grenzen zu verlagern.“ Umsätze und Investitionen an ausländischen Standorten werden im Vergleich zum Inland überdurchschnittlich wachsen, so die Meinung der Befragten.
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