piwik no script img

Globales Neighborhood-WatchProfessor will Bin Laden entdeckt haben

Ein Team von Geografen will das Versteck von Osama Bin Laden aufgespürt haben. Die Geheimdienste suchten bislang vergebens. Ein Fall von glühendem Patriotismus oder Wichtigtuerei?

Der meistgesuchte Mann in einer Videobotschaft von 2001. Bild: ap

WASHINGTON dpa/taz Wissenschaftler der Universität von Kalifornien in Los Angeles wollen geschafft haben, was den US-Geheimdiensten bisher nicht gelungen ist: Sie glauben, dass sie mit Hilfe von Satellitenbildern, geografischen Prinzipien und "gesundem Menschenverstand" das Versteck von Terroristenführer Osama bin Laden gefunden haben.

Demnach soll sich der El-Kaida-Chef in einem von drei Gebäuden im pakistanischen Ort Parachinar nahe der afghanischen Grenze aufhalten. "Im Ernst, wenn er noch am Leben ist, könnte er sich just in diesem Moment dort aufhalten", erklärte Geografie-Professor Thomas Gillespie in einer am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung.

Das wäre eine handfeste Blamage für die US-Geheimdienste - wenn es denn stimme sollte. Der Professor aus Kaliornien ist sich anscheinend ganz sicher. "Es ist nach wie vor das sicherste Stammesgebiet....und das einzige, das die USA bisher nicht mit Hilfe ihrer unbemannten "Predators" (Drohnen) bombardiert haben."

Die Gruppe der sieben Geografen stützt ihre Vermutung auf verschiedene Faktoren. Wie es in ihrer im Internet vorgestellten Studie heißt, wurden beispielsweise Bin Ladens frühere Aufenthaltsorte, sein kultureller Hintergrund, physisches Erscheinungsbild und sein wahrscheinliches Bestreben ins Kalkül gezogen, in einer Region unterzutauchen, in der er möglichst wenig auffällt.

Dabei folgten die Wissenschaftler nach eigenen Angaben der Theorie, dass dieses Ziel mit wachsender Entfernung von der heimischen Umgebung immer schwieriger zu erreichen ist.

Die Wissenschaftler berücksichtigten ferner unter anderen mit Blick auf Fluchtmöglichkeiten geografische Bedingungen, aber auch Faktoren wie Stromversorgung und die Höhen von Gebäuden. Jene in Parachinar könnten einen Mann von Bin Ladens überdurchschnittlicher Größe beherbergen und verfügten über Elektrizität - unerlässlich, wenn der El-Kaida-Führer tatsächlich krank und auf ein Dialyse-Gerät angewiesen sei, wie wiederholt spekuliert worden ist.

Gillespie rief die US-Behörden auf, sich die besagten Gebäude möglichst bald näher anzuschauen - bevor die afghanischen Taliban- Rebellen die Kontrolle über die größere pakistanische Stadt Peshawar erreichten. Bin Laden könne dann dort Unterschlupf suchen, und es wäre dann schwerer ihn zu finden, warnte der Geograf.

Wahrscheinlich wäre es hilfreich gewesen für die Sache des Professors, seine Erkenntnisse nicht öffentlich auszuposaunen. Schließlich muss man davon ausgehen, dass auch Bin Laden von der Veröffentlichung hört. Insofern wäre eine vertrauliche Behandlung dieser Information auch ein Frage des "gesunden Menschenverstandes" von dem das Geografen-Team spricht.

Aber vielleicht geht es Professor Gillespie gar nicht darum, die US-Geheimdienste zu unterstützen. Ein wenig Publicity ist ja auch nicht schlecht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

9 Kommentare

 / 
  • D
    Danny
  • TD
    thomas dörfler

    Zum einen schreibt man Geographen mit ph, denn sie sind ja nicht adelig. Zum zweiten ist die Meldung doch schon 4 Jahre alt. Damals kursierten schon diese Meldungen der edlen Grafen durch das Netz. Neuer Aufguß um der Aufmerksamkeit willen?

  • S
    Stäbchen

    So ein Schmarn, was der Herr aus Indianerland, da erzählt.

     

    Bin L., Adolf H. aus Ö und Conan der Barbar sitzen hier bei mir im Keller und stellen einen neuen Rekord im Dauer-Skat-spielen auf.

     

    So! Sieht die Warheit aus.

  • HV
    Hans von "Achtung: tazblog!"

    Heh, sag mal: Informationen zurückhalten, statt sie zu veröffentlichen, um den Geheimdiensten zu helfen? Toller Vorschlag! Das lässt tief blicken in Bezug auf die journalistische Berufsauffassung dieses taz-Redakteurs. Wow!

    hans-pfitzinger.de

  • M
    Martin

    Jetzt bin ich mal Professor:

     

    Annahme: Der Professor blufft oder er ist ein Trottel.

    Beweis, indirekt: Hätte er recht, dann hätte er es den Behörden vertraulich mitgeteilt, damit Bin Laden auch wirklich dort gestellt werden kann, und er hätte das dicke Kopfgeld eingestrichen. Da kein intelligenter Mensch auf das viele Geld verzichten würde, blufft er also nur. Oder er ist nicht intelligent. q.e.d.

  • A
    Aua

    Zumindest sollte´alle Einwohner das Dorf jetzt verlassen, die nächste Bombe ist schon im Anflug.

  • A
    Auch-Professor

    Hab nen Iglu am Nordpol endeckt,(google-earth)

    hab da so ne Vermutung wer dor wohnt!

    Zeugenaussagen berichten von einem Mann mit Bart und langem Mantel.

    Der Weihnachtsman, es könnte aber auch ein Perfekt getarnter Osama sein.

     

    Als ich klein W.A.R. hab ich noch an Märchen (Geschichten) geglaubt....

  • BV
    Brian von Nazareth

    Bin Laden darf so lange nicht gefasst werden, wie man den Überwachungsstaat aufbauen muss. Erst wenn die Menschen komplett kontrolliert werden, kann man Osama festnehmen.

  • W
    wanja

    ... aber vielleicht haben sie auch schon einen anderen Ort, an den er mit großer Wahrscheinlichkeit nach diesen Veröffentlichungen flieht - und vielleicht publizieren sie den nicht, sondern senden ihn undercover an die Geheimdienste ... zumindest wenn es keine Fachidioten sind (die an Hochschulen allerdings ja gar nicht so selten sind, nicht nur bei Geheimdiensten).