Globales Neighborhood-Watch: Professor will Bin Laden entdeckt haben
Ein Team von Geografen will das Versteck von Osama Bin Laden aufgespürt haben. Die Geheimdienste suchten bislang vergebens. Ein Fall von glühendem Patriotismus oder Wichtigtuerei?
WASHINGTON dpa/taz Wissenschaftler der Universität von Kalifornien in Los Angeles wollen geschafft haben, was den US-Geheimdiensten bisher nicht gelungen ist: Sie glauben, dass sie mit Hilfe von Satellitenbildern, geografischen Prinzipien und "gesundem Menschenverstand" das Versteck von Terroristenführer Osama bin Laden gefunden haben.
Demnach soll sich der El-Kaida-Chef in einem von drei Gebäuden im pakistanischen Ort Parachinar nahe der afghanischen Grenze aufhalten. "Im Ernst, wenn er noch am Leben ist, könnte er sich just in diesem Moment dort aufhalten", erklärte Geografie-Professor Thomas Gillespie in einer am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung.
Das wäre eine handfeste Blamage für die US-Geheimdienste - wenn es denn stimme sollte. Der Professor aus Kaliornien ist sich anscheinend ganz sicher. "Es ist nach wie vor das sicherste Stammesgebiet....und das einzige, das die USA bisher nicht mit Hilfe ihrer unbemannten "Predators" (Drohnen) bombardiert haben."
Die Gruppe der sieben Geografen stützt ihre Vermutung auf verschiedene Faktoren. Wie es in ihrer im Internet vorgestellten Studie heißt, wurden beispielsweise Bin Ladens frühere Aufenthaltsorte, sein kultureller Hintergrund, physisches Erscheinungsbild und sein wahrscheinliches Bestreben ins Kalkül gezogen, in einer Region unterzutauchen, in der er möglichst wenig auffällt.
Dabei folgten die Wissenschaftler nach eigenen Angaben der Theorie, dass dieses Ziel mit wachsender Entfernung von der heimischen Umgebung immer schwieriger zu erreichen ist.
Die Wissenschaftler berücksichtigten ferner unter anderen mit Blick auf Fluchtmöglichkeiten geografische Bedingungen, aber auch Faktoren wie Stromversorgung und die Höhen von Gebäuden. Jene in Parachinar könnten einen Mann von Bin Ladens überdurchschnittlicher Größe beherbergen und verfügten über Elektrizität - unerlässlich, wenn der El-Kaida-Führer tatsächlich krank und auf ein Dialyse-Gerät angewiesen sei, wie wiederholt spekuliert worden ist.
Gillespie rief die US-Behörden auf, sich die besagten Gebäude möglichst bald näher anzuschauen - bevor die afghanischen Taliban- Rebellen die Kontrolle über die größere pakistanische Stadt Peshawar erreichten. Bin Laden könne dann dort Unterschlupf suchen, und es wäre dann schwerer ihn zu finden, warnte der Geograf.
Wahrscheinlich wäre es hilfreich gewesen für die Sache des Professors, seine Erkenntnisse nicht öffentlich auszuposaunen. Schließlich muss man davon ausgehen, dass auch Bin Laden von der Veröffentlichung hört. Insofern wäre eine vertrauliche Behandlung dieser Information auch ein Frage des "gesunden Menschenverstandes" von dem das Geografen-Team spricht.
Aber vielleicht geht es Professor Gillespie gar nicht darum, die US-Geheimdienste zu unterstützen. Ein wenig Publicity ist ja auch nicht schlecht.
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