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Global: Gleiches Geld für gleiche Arbeit

■ betr.: „Da hilft nur noch Ent schleunigung“, (Grausame Globa lisierung), taz vom 4.9. 96

Das Gespräch mit Altvater und Mahnkopf war ja wohl ein ziemlich jämmerlicher Start der neuen Serie.

Visionen entwickeln hat mit Träumen nichts zu tun. Bei einem schnellen Bevölkerungswachstum von „Entschleunigung“ zu reden, ist absurd. Sich von zwei Berliner ProfessorInnen etwas zum Recht auf ein Stückchen Sicherheit, auf Dauerhaftigkeit von Lebensformen usw. ins Ohr säuseln lassen, ist ein Schlag ins Gesicht von zwei Dritteln der Menschheit.

Die im Artikel genannten „Facts“ sind schlampig bis rührend. Zum Beispiel heißen zehn Prozent Lohnkosten bei der PC- Herstellung mit Sicherheit nicht 90 Prozent Gewinn usw. Man bewahre uns vor solchen Wirtschaftsministern und Bundeskanzlerinnen. August Tepper, Siegburg

Birgit Mahnkopf meint, daß es „den alten Gegensatz zwischen Arbeit und Kapital“ nicht gebe. Den alten Gegensatz gibt es schon, aber eben nicht als Konflikt in den alten Industriestaaten, sondern nun auch global: Das Kapital organisiert sich global, die Arbeit nicht.

Die taz versteckt eine Behauptung in einer Frage: „Das Kapital, der Staat, die Gesellschaft – alles atomisiert sich. Was bleibt da noch übrig?“ Aber nicht „alles atomisiert sich“, sondern das Kapital organisiert sich eben global, die Staatsführungen arrangieren sich global, nur die satten Gesellschaften werden von Konsumenten dominiert, die sich bei der Jagd nach Schnäppchen nicht für die Produktions- und Lebensverhältnisse der Hersteller von Billigprodukten interessieren. Und „die Arbeit“ freut sich über Arbeitsplätze, die von Produkten und Projekten gesichert werden, deren Anwendung man sich im eigenen Land nicht wünscht. Vor diesem Hintergrund funktioniert eben auch „Teile und herrsche“ global.

Wenn wenige satte Gesellschaften ihre sozialen Errungenschaften nicht global teilen wollen, dann werden sie sich wieder an frühere Verhältnisse gewöhnen müssen, in denen wir andere Gesellschaften – übrigens die Mehrheit der Menschen – zurückgelassen haben und weiterhin ausnutzen.

Elmar Altvater meint, daß Globalisierung persönlichkeitszerstörend wirke. Vielleicht sollte er es einmal mit der Forderung nach Globalisierung von Menschenrechten (oder wenigstens Rechtsstaatlichkeit) probieren. (Ansätze gab es ja am Ende des Interviews.) Und wie wäre es mit „gleiches Geld für gleiche Arbeit“ auf globaler Ebene? Für einige satte und verwöhnte Persönlichkeiten könnte das allerdings schon eine unerträgliche Herausforderung sein.

Nicht die geforderte „Entschleunigung“ hilft hier weiter, sondern die Beschleunigung des Aufbaus eines globalen Bewußtseins und einer globalen Verantwortung bei „der Arbeit“ (den Gewerkschaften) und insbesondere auch bei den Konsumenten. Ich sehe allerdings nicht, daß es dazu kommen wird. Dann aber kommt die Globalisierung als grausame Gerechtigkeit genau so, wie wir sie nicht wollen, aber zu Recht verdienen. Götz Kluge, München

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