: Gläserner Fahrgast?
■ HVV-Karten kann man künftig mit EC-Karte kaufen / Datenschützer warnt
Bedenklich, bedenklich, was der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) da vorhat. Sagen jedenfalls die Datenschützer. Ab Freitag kommender Woche will der Nahverkehrsverbund seine Fahrkarten auch bargeldlos verkaufen: EC-Karte in den Automaten stopfen – und Abfahrt. Versuchsweise und zunächst beschränkt auf Zeitkarten. Grund genug für Hamburgs Datenschutzbeauftragten Hans-Hermann Schrader, vor dem „gläsernen Fahrgast“ zu warnen.
Dabei hat Schrader grundsätzlich nichts einzuwenden gegen die Bargeldlosigkeit, nur die „Systementscheidung“ des HVV mag er nicht akzeptieren. Das „Postpaid-Verfahren“ (Fahrgeld wird vom Konto abgebucht), so der Datenschützer, führe beim Kauf von Einzelfahrscheinen dazu, daß der HVV Ort und Zeit des Fahrkartenkaufs erfassen und ein „Bewegungsprofil“ erstellen könne. Für Schrader geradezu eine Aufforderung an die Polizei, bei Bedarf den HVV zu fragen, wer wann wohin gefahren ist.
Forderung des Datenschützers: Der HVV möge seine Entscheidung revidieren und ein „Prepaid-Verfahren“, vergleichbar der Telefonkarte, einführen, um die Anonymität der Kunden zu wahren. Außerdem müsse der HVV sicherstellen, daß Fahrkarten auch in Zukunft bar bezahlt werden können.
Zumindest diese Forderung will der HVV erfüllen. Das Einzugsverfahren per EC-Karte hält er dagegen für unbedenklich. Die Argumente: Plastik-Müllvermeidung durch Verzicht auf eine eigene Karte. Und: größere Kundenfreundlichkeit des Abrechnungsverfahrens.
Wie die Zukunft des bargeldlosen Bahn- und Busfahrens aussehen wird, entscheidet sich frühestens im kommenden Jahr. Dann soll der Zeitkarten-Test ausgewertet werden. Möglich auch, daß sich der HVV für eine dritte Möglichkeit entscheidet. Eine Verbundkarte mit der Bundesbahn. Die will ihre Bahn-Card künftig auch als Kreditkarte ausgeben. uex
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