Gladbach in der Champions League: Schaler Nachgeschmack

Das 2:2 nach 2:0-Führung gegen Real Madrid offenbart einmal mehr Mönchengladbachs große Schwäche. Kurz vor Schluss entgleitet dem Team das Spiel.

Ein Fußball sitzt auf dem Rasen

Gladbachs Hannes Wolf ist nach dem Spiel gegen Madrid traurig Foto: Martin Meissner/ap

Es ist ein intensives Spiel mit einem aufregenden Ende gewesen. Für den berühmten Kollegen aus Madrid hatte Marco Rose deshalb auf die Schnelle keine Zeit. „Wir haben uns nach dem Schlusspfiff erst mal um unsere Mannschaften gekümmert“, berichtete Gladbachs Trainer nach dem 2:2 gegen Real, mit zwei späten Treffern des spanischen Meisters. Kontakt zu Zinédine Zidane habe er vor allem vor der Partie gehabt. „Ich habe ihn herzlich willkommen geheißen in Mönchengladbach“, erzählte Rose. „Insgesamt hatten wir nicht so viel Zeit zum reden – aber vielleicht finden wir die in Madrid.“

Der zwischenmenschliche Wunsch für das Rückspiel am 9. Dezember steht für den gebürtigen Leipziger also fest. Doch der 44-Jährige hat nach den ersten Spielen in der Champions League, mit zwei Unentschieden gegen die kontinentalen Hochkaräter Inter Mailand (2:2) und Real, auch einen klaren sportlichen Plan. „Wir sind da, wir sind angekommen. Die Gruppe ist eng, dabei wollen wir es so lange wie möglich belassen“, betonte er.

Allerdings mussten die Gladbacher erneut mit dem schalen Nachgeschmack später Gegentore ins Bett kriechen. Sechs Tage zuvor in Mailand raubte ihnen Inters agile Offensivgewalt Romelu Lukaku in der 90. Minute den Sieg. Nun versetzten ihnen die Königlichen kurz vor Feierabend durch Karim Benzema und Casemiro gleich zwei Nackenschläge.

„Wir haben an uns geglaubt. Ich bin überzeugt, dass wir die Gruppenphase überstehen“, betonte Real-Coach Zidane anschließend. Die Gladbacher fabrizierten angesichts ihrer bisherigen Ausbeute in Europas Meisterklasse dagegen einen Gefühlsspagat irgendwo zwischen Stolz und Bitterkeit. „Wir haben ein gutes Spiel gemacht und die kleinen Schwächen, die Real hat, gut ausgenutzt. Aber die Schlussphase ist ärgerlich. Das ist uns jetzt zum zweiten Mal passiert, daran müssen wir arbeiten“, meinte Torwart Yann Sommer.

Den Niederrheinischen geht die Puste nicht nur auf europäischer Bühne regelmäßig aus, sondern auch in der Liga. Zwar drehten sie zuletzt beim 3:2 in Mainz die Partie zu ihren Gunsten. In den 1:1-Heimspielen gegen Union Berlin und Wolfsburg brachte Roses Ensemble seinen Vorsprung aber jeweils nicht ins Ziel. „Den Gedanken, dass wir zu grün sind für Europa, würde ich nicht stehen lassen. Wir haben auch in der Bundesliga schon spät Punkte abgegeben“, sagte Rose dazu, der das gegen Real Erlebte als „maximal bitter“ bezeichnete, und für dessen Team es jetzt mit höchster Schlagzahl weitergeht.

Am Samstag gastiert mit Leipzig, dem Königsklassenhalbfinalisten vom August, ein Team von ähnlicher Qualität wie Inter oder Real im Borussia-Park. Drei Tage später geht es in Kiew gegen Donezk – die Mannschaft, zu der Rose („Wir könnten jetzt sechs oder vier Punkte haben.“) gerade etwas neidisch festhielt: „Schachtjor hat gegen Real das dritte Tor gemacht – wir haben es verpasst. Dort geht es nächste Woche um einiges.“

Am darauffolgenden Sonntag treten die Gladbacher dann beim ambitionierten rheinischen Konkurrenten Leverkusen an. Ein strammes Programm, in das der Rautenklub die Enttäuschung aus dem Duell mit Madrid mitnimmt. „Wir hatten Real wirklich in der Schlinge“, seufzte Keeper Sommer. „Wir hatten sie am Haken“, stimmte sein Trainer in das Klagelied mit ein. Auf das „Quäntchen Glück“, das Rose als mögliche Medizin gegen finale Offensivstürme à la Real vorsichtig ins Spiel brachte, sollte die Borussia künftig allerdings nicht primär bauen.

Tauglicher ist der Vorschlag von Christoph Kramer, dem das Remis gegen Madrid „wie eine Niederlage“ vorkam. „Ab der 80. Minute müssen wir es nach vorne sauber zu Ende spielen, dann können wir den Sack zumachen“, forderte er. Ganz ähnlich beurteilte Marcus Thuram diesen Makel bei der Fohlenelf. „Wir wissen, dass große Teams niemals vor dem Ende aufhören zu spielen“, sagte Borussias Doppeltorschütze. „Wir haben zwei späte Gegentore kassiert. Ich hoffe“, fügte der französische Angreifer hinzu, „dass wir aus unseren Fehlern lernen und uns in den nächsten Spielen verbessern.“

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