: „Gipfel zur Machtaufteilung“
Auch Gewerkschaften wollen beim G8-Gipfel ihre Stimme erheben. Denn „die neoliberale Globalisierung“, sagt Hamburgs Ver.di-Chef Wolfgang Rose, „zerstört grundlegende soziale, ökologische und kulturelle Werte auf allen Kontinenten“
ES DOKUMENTIERT MAGDA SCHNEIDER
Von linken Kritikern werden die Gewerkschaften oft dafür gescholten, auf antiquierte Rituale wie den 1. Mai zu bauen und den Blick in die Welt verloren zu haben. Was den anstehenden G8-Gipfel vom 6. bis 8. Juni im mecklenburg-vorpommerschen Heiligendamm angeht, ist ihnen das kaum vorzuwerfen: „Als GewerkschafterInnen aus vielen Ländern sind wir Teil des Protestes gegen den G8-Gipfel 2007 in Heiligendamm“, heißt es in einem internationalen Gewerkschafts-Aufruf mit dem Titel „Grenzenloser Protest“, den in Deutschland auch die vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di unterzeichnet hat.
„Wie keine andere internationale Institution sind diese jährlichen Gipfeltreffen Symbol der weltweiten neoliberalen Dominanz“ und dienten „der globalen Koordination und der Machtaufteilung“, heißt es weiter. „Eine elitäre Minderheit eignet sich dabei den Reichtum an, den Millionen Menschen produzieren.“
„Es wäre eigentlich ein gutes und hoffnungsvolles Zeichen, wenn sich die einflussreichsten Regierungen der Welt zusammensetzen und über eine Weltinnenpolitik beraten“, so hatte sich unlängst auch der Hamburger ver.di-Landeschef Chef Wolfgang Rose öffentlich geäußert. Diese „Weltinnenpolitik“ müsse dann „eine gerechte Gestaltung der Globalisierung, die Schaffung einer stabilen Weltfriedensordnung und die Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen unseres Planeten zum Ziel“ haben. Und ein solches Gipfeltreffen bräuchte dann auch keine meterhohen Metallzäune und kein polizeiliches Großaufgebot.
Aber die Realität sehe anders aus, meint Rose: „Unter der von Großkonzernen und westlichen Regierungen betriebenen neoliberalen Globalisierung schreiten nicht nur bei uns, sondern weltweit Massenarbeitslosigkeit, Armut und sozialer Abstieg voran.“ Diese Globalisierung zerstöre „grundlegende soziale, ökologische und kulturelle Werte auf allen Kontinenten“ und fördere „die Kluft zwischen armen und reichen Ländern, aber auch die Kluft zwischen Armen und Reichen in der Bevölkerung nationaler Staaten“. Die Folgen neoliberaler Globalisierung seien „verheerend“ vor allem für die ärmeren Länder.
Wenn die Mächtigen dieser Welt in Rostock einfliegen und sich in Heiligendamm versammeln werden, so Rose „dann muss und wird die Gewerkschaftsbewegung zu sehen und ihre Stimme zu hören sein“. Globalisierungskritische Initiativen, Organisationen und Menschen sollten sich unüberhörbar zu Wort melden und friedlich für eine „Globalisierung von unten“ einstehen, forderte der ver.di-Landeschef: „Für gleiche soziale, politische und kulturelle Rechte aller Menschen, für einen verantwortungsvollen Umgang mit den weltweiten Ressourcen, für die Gewährleistung öffentlicher Güter, Dienstleistungen und Räume, für globale soziale Gerechtigkeit.“