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Giftmüllsiedlung wird saniert

■ Sanierungsbeginn in der Giftmüllsiedlung Dortmund–Dorstfeld mit zehnwöchiger Verspätung / Blockierende Siedler ließen sich von Polizei beiseiteschieben

Aus Dortmund Hanne Eckart

Um 10.24 Uhr gestern vormittag marschierten 22 Polizeibeamte an der Oberbank in Dortmund– Dorstfeld auf. Sie schoben die Gruppe von knapp hundert Bürgern beiseite, die dort seit zehn Wochen die Einfahrt zu einem städtischen Grundstück versperrten. Den Polizisten folgten Bagger und Baustellenbuden auf Tiefladern. Die Einrichtung der Großbaustelle zur Sanierung der Giftmüllsiedlung Dortmund–Dostfeld–Süd konnte beim vierten Versuch erfolgen. Vorausgegangen waren Verhandlungen zwischen Stadt und der „Siedlergemeinschaft Dorstfeld–Süd“. 60.000 bis 140.000 DM Entschädigung (je nach Haus und Grundstücksgröße) hatte Oberstadtdirektor Harald Heinze (SPD) den Eigenheimbesitzern für das Leben auf der Gifthalde geboten. Aber die Siedler aus dem sogenannten „Randgebiet“ des ehemaligen Kokereigeländes, wollten zumindest teilweise den Bewohnern des „Kerngebietes“ gleichgestellt werden. Und die haben schon vor Monaten Dorstfeld–Süd verlassen können. Sie konnten ihre Häuser an die Stadt verkaufen und wurden voll entschädigt. Das „Kerngebiet“ soll nun innerhalb von 15 Monaten mit einem Kostenaufwand von 40 Millionen DM „entgiftet“ werden. Die Siedlergemeinschaft hatte bei ihren Verhandlungen mit der Stadt keine einheitliche Linie. Während es einigen darum ging, möglichst schnell aus Dorstfeld wegzukommen, fürchteten andere nur um die Wertminderung ihrer Häuser. Diesen Siedlern liegt weniger die Gesundheitsgefährdung als die Rufschädigung ihres Viertels am Herzen. Mit einer angemesenen Entschädigung glauben sie es im Gift aushalten zu können. Die Sorge um den guten Ruf war der Siedlergemeinschaft auch gestern noch das höchste Gut. Der einzige „Blockierer“, der Sich von der Polizei wegtragen ließ, wurde von seinen Mitstreitern getadelt.

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