piwik no script img

Giftmülldeponie auf dem Balkon

Hamburg (taz) - Hamburgs stellvertretender Regierungschef und Wissenschaftssenator Ingo von Münch (FDP) steht derzeit im Mittelpunkt der Medienkritik - wegen einer völlig ressortfremden Angelegenheit. Im Universitätsinstitut für organische Chemie lagern hochgiftige Substanzen - wie etwa das Kampfgas Phosgen - und Gasdruckflaschen ungesichert in den Labors. Ein offener Balkon des Instituts wurde mitten in der Innenstadt als Endlager für toxische Stoffe mißbraucht, die dort in Fässern und Flaschen herumliegen. Dazwischen lagern tote Tauben. Die skandalösen Zustände wurden durch einen großen Bericht in einer Boulevardzeitung publik, doch sie waren längst bekannt. Die Gewerkschaft ÖTV behauptet, sie hätte den Wissenschaftssenator bereits vor zwei Jahren über schwerwiegende Mißstände im Umgang mit gefährlichen Stoffen an der Universität informiert. Auch Universitätsangehörige beklagen, daß von Münch auf Warnungen und Hinweise nicht reagiert habe. Nach einer Besichtigung des Instituts bestätigte der FDP-Politiker „gravierende Mißstände“ und zeigte sich „außerordentlich erschreckt“. Er ordnete zwei Sofortmaßnahmen an: mit Phosgen darf an der Uni vorerst nicht hantiert werden, außerdem gibt es eine Untersuchungskommission. Die soll auch klären, ob die Uni -Chemiker Giftreste über die normalen Abwasserleitungen „entsorgt“ haben.

oet

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen