: Gib ihm die Kante!
■ „Invincible Spirit“ im Römer / Von Hack bis Hau-Ruck
Wer heute knapp zwanzig Jahre alt ist, war vor zehn Jahren noch nicht alt genug, um die musikalischen Trends der damaligen Zeit zu begreifen. Neue Deutsche Welle, Techno -Pop und DAF sind dieser Generation derzeit offensichtlich kein Begriff. Das zeigte der Auftritt des Trios Invincible Spirit im Römer deutlich. Das deutsche „Mussolini„-Duo Deutsch-Amerikanische Freundschaft darf sich - schamrot - zu den Mentoren der Männer an Synthesizer, Schlagzeug und Gitarren rechnen: Zu häufig bedienten sich die Spirits der charakteristischen Hackmuster, die man von den zwei ehemaligen Skandal-Glatzköpfen kennt. Enervierend simpel liefen die oft einander ähnelnden Stücke ab. Repetitive Key boardstrukturen a la Walzwerk bei Klöckner begleitete der Schlagzeuger mit gewaltigen Hau-Ruck-Beats; Sänger Lüdke steuerte monotone Platitüden bei, die das Niveau von „Love is a kind of mystery“ selten überstiegen.
Die Minimaltexte klebten wie ein ausgelutschtes Kaugummi in den Ohren, das mußte den Musikern auch klar sein. Denn wie zur Entschuldigung kramten der Sänger und der Keyboarder von Zeit zu Zeit ihre Gitarren hervor und erfreuten die Ohren mit aggressiven Riffs. Born to be wild?
Natürlich lieferte das elektronische Equipment die gesampleten Melodie-Rudimente als Klangteppich dazu. Härter, lauter, brutaler, diese Masche hilft auch heute noch, wenn's zu langweilig wird. Zahlreiche ZuhörerInnen entzogen sich dem Dauergewummer zur ausreichend entfernten Theke hin.
Kurz vor Ende ihres Vortrags erbrachten Invincible Spirit, ganz ungewollt, einen Beweis: Steppenwolfs immergrüner Motorrad-Hit „Born to be wild“ ist auch im Dance -Floor-Maschinen-Sequencer-Gib-Ihm-Die-Kante-Stil nicht kaputtzukriegen.
Cool J.F
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