Kommentar: Gewissensmacht vor
■ Das Schlimmste ist Angst vor Courage
Altluneberg: Ein Dorf im Kreis Cuxhaven. Die Kirchengemeinde zählt 2.200 Seelen. Von „Kirchenasyl“ hatte dort man bis vor kurzem nur gehört . Daß die kleine Gemeinde einmal selbst Zuflucht vor Verfolgung bieten würde, hätte sich niemand träumen lassen.
Zaire: Das zentralafrikanische Land ist für Altluneberger noch heute ein weitgehend unbekanntes Pflaster; kirchliche Kontakte bestehen dorthin nicht. Auch die Pastorin muß sich „erst noch schlau machen“. Solange aber steht die Gemeinde zu ihrem neuen Schützling. Frau F. erscheint ihnen ihnen glaubhaft, ihr Leben gefährdet. Deshalb will der Kirchenvorstand das Schlimmste verhindern.
Das Schlimmste: Das wäre für Frau F., in einem zairischen Gefängnis zu landen. Das wäre für die Gemeinde, gegen die eigene Überzeugung einen Menschen der politischen Verfolgung auszuliefern. Das wäre für die Allgemeinheit, wenn es Kirchengemeinden wie die in Altluneberg nicht gäbe – oder wenn staatliche Stellen diese letzte moralische Instanz ignorierten. Aber da dürfen wir ruhig sein – bewies doch erst kürzlich Bremens Innensenator die Macht seines Gewissens. Als er den Abschiebestopp für iranische AsylbewerberInnen aufheben wollte, brachten ihn ein paar logische JournalistInnenfragen zur Kehrtwende. Und es kann ja nicht sein, daß das Gewissen eines Senators und das einer Pfarrerin nicht das gleiche Gewicht haben. Eva Rhode
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