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„Gewisse Perspektive“

■ Schwarzkopf: Statt hoher Abfindungen ein Programm zur Berufsorientierung

Bis zu 300 von knapp 850 Beschäftigten der Schwarzkopf GmbH in Hamburg werden bis En-de 1997 ihren Arbeitsplatz verlieren. Das Unternehmen war im Sommer 95 vom Düsseldorfer Henkel-Konzern übernommen worden.

Ein Programm zur beruflichen Neuorientierung soll dazu beitragen, „die notwendige Personalanpassung möglichst sozialverträglich zu gestalten“, teilte die Geschäftsführung mit. Es sei wesentlicher Bestandteil der laufenden Sozialplan-Verhandlungen mit dem Betriebsrat, erklärte Personalleiter Martin Hibsch auf Anfrage. In mehrtägigen Gruppenberatungen sollen die von Arbeitslosigkeit bedrohten MitarbeiterInnen lernen, mit ihrer Situation fertig zu werden, ihr eigenes Potential zu erkennen und Bewerbungsstrategien zu entwickeln. Es sei ein fataler Fehler, meinte Hibsch, lediglich auf möglichst hohe Abfindungen zu pochen.

Für falsch hält es hingegen der Betriebsrat, sich zu sehr auf die angebotene Orientierungshilfe zu verlassen. Das Programm sei zwar grundsätzlich in Ordnung und könne Mitarbeitern „gewisse Perspektiven“ eröffnen, räumte Betriebsratsvorsitzender Peter Schönefeld ein. „Wir werden das Angebot also mittragen.“ Wie groß dessen Nutzen angesichts der desolaten Arbeitsmarktsituation sein könne, bleibe jedoch fraglich.

Es sei zudem gängige Praxis, daß ein solches Beratungsangebot zu Lasten des übrigen Sozialplans, zum Beispiel der Abfindungshöhe, gehe. Der Betriebsrat werde sich dennoch für Abfindungen einsetzen, die höher sind als im Rahmensozialplan von 1991 vorgesehen.

Die Verhandlungen werden am morgigen Freitag fortgesetzt. Gestern wurden mit Betroffenen erste Gespräche über eine mögliche Frühpensionierung geführt.

Stefanie Winter

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