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■ GewinnerVon Nord bis Süd

Madame la deputée gibt es offiziell nicht, aber Michèle Rivasi will fortan so genannt werden. Die Naturwissenschaftlerin und Exchefin des Forschungslabors Crii-rad ist eine der effizientesten Gegnerinnen der Atomindustrie. Sie wurde von PS und Grünen gemeinsam in der südfranzösischen Drôme aufgestellt und bekam am Sonntag bei ihrer ersten Kandidatur 33 Stimmen mehr als der RPR-Bürgermeister von Valence. Im Parlament ist Rivasi eine von 62 statt bisher 32 Frauen.

Knapp ist auch der Sieg der Straßburger Bürgermeisterin und Mitorganisatorin der großen Anti-Front-National-Demo von Ende März, Catherine Trautmann. Sie bekam 50,15 Prozent, 99 Stimmen mehr als ihr konservativer Gegenspieler und Vorgänger im Parlament. Das knappe Ergebnis zeigt, daß die Kampagne von FN-Chef Le Pen, der seinen Anhängern eine Kopie von Trautmanns Kopf auf einem Tablett servierte, viele Wähler zu den Konservativen getrieben hat.

Der Grüne André Aschieri aus der südfranzösischen Parfümstadt Grasse siegte mit 56,27 Prozent eindeutig im Duell gegen den Kandidaten der Front National. Sein Sieg zeigt, daß gemeinsames Vorgehen der Demokraten selbst in einer Hochburg der Rechtsextremen erfolgreich sein kann.

Wenige Kilometer weiter, in Toulon allerdings, fürchten die Gegner der Rechtsextremen in der nächsten Zeit Repressalien. Ihr gebündeltes Engagement im Wahlkampf konnte die Konservativen nicht davon überzeugen, für die Sozialistin zu stimmen. Der Bürgermeister, Jean-Marie Le Chevalier, der die Stadt seit zwei Jahren mit Zensur und Schikanen gegen Linke regiert, zog mit 53,16 Prozent ins Parlament ein, wo er allein die Fahne der Rechtsextremen tragen wird.

In der Bretagne, wo die Konservativen bei den letzten Wahlen 1993 einen historischen Sprung nach vorn gemacht hatten, sind sie seit Sonntag wieder in der Versenkung verschwunden. Einer der bekanntesten wieder ins Parlament zurückgekehrten bretonischen Sozialisten ist Koffi Yamgnane, Exstaatssekretär unter Mitterrand und davor afrikanischer Immigrant in Frankreich, der mit 53,74 Prozent über seinen konservativen Konkurrenten siegte.

Den vermutlich peinlichsten Wahlsieg errang der Bürgermeister der schönsten Stadt der Welt, Jean Tiberi. In seinem Wahlkreis im 5. Pariser Arrondissement mußte der Neogaullist, der die Wählerlisten gefälscht hat und gegen dessen Gattin ein Untersuchungsverfahren läuft, erstmals in seiner Karriere in die Stichwahl. Dort bekam er am Sonntag 53,52 Prozent. Damit ist zwar seine Rückkehr ins Parlament gesichert, aber für den Posten des imageschädigenden Chirac-Vertrauten im Pariser Rathaus wird bereits ein Nachfolger gesucht.

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