Gewalt in der Ukraine: Protest gegen Kiesgruben eskaliert
Als DorfbewohnerInnen ihren Unmut über zwei Kiesgruben äußern, werden sie mit Messern attackiert. Zuvor wurde gar eine Granate geworfen.
Am Dienstagvormittag wurde die Gruppe der DorfbewohnerInnen von drei Männern angegriffen, die versuchten, die Versammlung aufzulösen. Dabei setzten die Angreifer Messer ein und verletzten einen Teilnehmer so schwer, dass er in ein nahe gelegenes Krankenhaus gebracht werden musste.
Gegenüber dem Internetportal zmina.info erzählten TeilnehmerInnen, dass die Angreifer wohl Mitarbeiter der Betreiberfirma einer Kiesgrube seien. Die Angreifer sollen schon bei früheren Aktionen die Protestierenden bedroht haben. Die Sprecherin der Aktivisten, Natalja Schibajewa, hat nach dem Vorfall Anzeige erstattet. Seit Anfang des Jahres koordiniert sie die Blockadeaktionen auf dem Zebrastreifen. Auch bei Minustemperaturen habe man mehrere Stunden auf dem Zebrastreifen verharrt, berichtet die Dozentin für Wirtschaftswissenschaften der taz.
Viele Bewohner lehnen die Kiesgruben ab. Die Straßen seien nicht für derart schwere Lastwagen gebaut, argumentieren sie. „60 bis 80 schwer beladene Lkws pro Tag halten unsere Dorfstraßen nicht aus“, sagte Schibajewa. Einige haben in ihren kleinen Häusern bereits Risse.
Haus mit Granate attackiert
Schibajewa, die früher eine berühmte Sportlerin war und 1986 bei den Weltmeisterschaften für die Sowjetunion die Bronzemedaille im 100-Meter-Rückenschwimmen geholt hatte, beunruhigt auch das Sinken des Wasserspiegels, das sie auf die Kiesgruben zurückführt. „Bei einigen meiner Nachbarn versiegen bereits die Brunnen“, berichtet sie der taz.
Natalja Schibajewa und ihr Mann Michail Subkow haben einen hohen Preis für ihren Aktivismus bezahlt. Seit dem 5. Februar 2021 lebt das Ehepaar in Angst. Damals wurde nachts eine Granate auf ihr Haus geworfen. Sofort waren beide Autos vor dem Haus in Brand geraten. Das Garagentor ist immer noch verkohlt. Glücklicherweise blieben beide, die direkt ein Stockwerk unterhalb der Stelle schliefen, an der die Granate eingeschlagen war, unversehrt. Als sie vor das Haus rannten, waren die Angreifer allerdings längst verschwunden. Die lokale Polizei hat inzwischen Ermittlungen wegen versuchten Mordes eingeleitet.
Möglicherweise geht es in diesem Konflikt auch um mehr. So berichtet ein Sprecher des Telegram-Kanals „Unser Olchovka“, er habe Lastwagen gesehen, die Müll aus Charkiw zur Kiesgrube brachten.
Mitarbeit: Stanislaw Kibalnik (Charkiw)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative