piwik no script img

■ Gewalt in der Ehe?„In erster Linie geht es immer um Geld“

Dorit Vesper, 52 Jahre, Frührentnerin

Ich habe noch nie Gewalt in einer Beziehung erlebt. Das kann ich mir auch gar nicht vorstellen. Die so was machen, müssen irgendwie nicht ganz richtig ticken. Bei mir selbst wüßte ich nicht, wie ich reagieren würde. Ich könnte ja nicht mal jemandem eine Ohrfeige geben. Die Leute, die gewalttätig werden, machen das wohl aus Eifersucht. Anders kann ich es mir nicht vorstellen.

Luzie Zimmermann, 78 Jahre, Rentnerin

Da war der Oberlehrer von über uns. Sie hat nicht aufgemacht, weil sie einen Liebhaber dahatte. Dann rief er: Liebling, dein Süßer ist da! Er hat so lange geklingelt, bis sie ihn reingelassen hat, und dann hab' ich gedacht, die Decke kommt runter. Und wie er sie und die Kinder geschlagen hat. Grauenvoll. Das kommt vom Saufen. Ich hab' meine Patienten gehabt, das waren meine Liebhaber. Da gab es das nicht.

Hans Meerkamp, 60 Jahre, Rentner

Es ist für mich unverständlich, jemanden überhaupt zu schlagen. In unserer Familie ist Gewaltfreiheit für alle. Ich kann mich in so eine Situation gar nicht hineinversetzen. Ich kann mir das alles nicht vorstellen. Ich habe so was noch nicht erlebt, und solche Freunde hätte ich wahrscheinlich auch nicht. Ich bin gegen alle Gewalt. Und ich könnte mir so eine Beziehung auch gar nicht vorstellen.

Henry Koibsch, 33 Jahre, Kaufmann

Ich kenne keine Gewalt. Ich würde auch keine Frau schlagen. In abgeschwächter Form hab' ich das auch schon kennengelernt. Ein Freund von mir wurde gerade von seiner Freundin betrogen. Er hatte die beiden gesehen. Da ist er runter auf die Straße gegangen und hat den Typen umgedreht, ihm eine gedrückt. Unzufriedenheit mit sich selber oder mit dem Partner ist wohl der Grund für Gewalt.

Veronika Hase, 54 Jahre, Buchbinderin

Unterdrückte Unzufriedenheit, Aggressionen müssen ja irgendwie rauskommen. Und wenn der Partner darauf nicht eingeht, passiert es eben. Zum größten Teil hat das mit dem Alltag zu tun. Ich hab' das schon voll gelebt. Wenn man jung ist und so dämlich, wenn man Kinder kriegt, aber weiter bei der Stange bleibt. Und sich sagt, immer weiter, immer weiter. Aber im Grunde bleibt man selbst zurück.

Gerd Pfützner, 38 Jahre, Sozialhilfeempfänger

Darüber möchte ich nicht gerade reden. In erster Linie geht es immer um Geld. Wenn die Frau merkt, der Mann bringt weniger Geld nach Hause, geht's gleich los. Ich hab' das alles hinter mir. Dazu ist sie auch noch fremdgegangen, wenn ich arbeiten war. Ich möchte keine Beziehung mehr eingehen. Es war beschissen. Daß Frauen gewalttätig sind, kann ich mir nicht vorstellen, nur umgekehrt.

Umfrage: Karen König

Fotos: Nino Rezende

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen