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Gewalt in Venezuela"Chávez ist ein Schurke"

16.000 Morde wurden im vergangenen Jahr in Venezuela verübt, nur die wenigsten Täter verurteilt. Nun macht sich ein Vater selbst die Suche nach den Mördern seines Sohnes.

Ist er mit verantwortlich für Korruption und Polizeigewalt in seinem Land? Der venezolanische Präsident Hugo Chávez. Bild: rts

BARQUISIMETO taz | Victor Martínez tupft sich den Schweiß von seiner Stirn, blickt auf den Blackberry in seiner Hand und greift dann nach dem Handy auf dem Schoß. Nebenbei schafft er es irgendwie, seinen dicken Geländewagen zu lenken, und sei es, dass er auf zwei Spuren gleichzeitig fährt. Victor Martínez ist 61 Jahre alt, ein bulliger Mann mit Glatze und einer Brille vor den müden Augen. In seinem Hosenbund steckt ein Revolver.

Er kommt zu spät, die anderen haben schon angefangen. Im Kreis sitzen Frauen und Männer, deren Söhne oder Enkel unter dubiosen Umständen verschwunden sind oder erschossen wurden - mutmaßlich von der Polizei. An die 400 Fälle hat das "Komitee der Opfer gegen die Straffreiheit" in den vergangenen fünf Jahren zusammengetragen. Es trifft sich jeden Dienstagnachmittag hier in Barquisimeto, der viertgrößten Stadt des Landes, gelegen auf halber Strecke zwischen der Hauptstadt Caracas und dem Lago Maracaibo, wo das Öl sprudelt. Die Komiteemitglieder planen Demonstrationen und Mahnwachen. Sie wollen erreichen, dass man sie hört.

Victor Martínez hat die Gruppe von Anfang an unterstützt - noch bevor sein Sohn umgebracht wurde. Das ist jetzt mehr als ein halbes Jahr her.

Todesursache: Mord

Die Mordstatistik: Venezuela ist eines der gewalttätigsten Länder der Welt. Im vergangenen Jahr wurden 54 Morde pro 100.000 Einwohner verübt - ähnliche Zahlen findet man nur in El Salvador, Honduras und Jamaika. Die Organisation Observatorio Venezolano de Violencia beruft sich auf die internen Polizeistatistiken, offiziell gibt es keine Zahlen. Für junge Männer ist Mord die häufigste Todesursache. Während in anderen lateinamerikanischen Ländern wie Brasilien oder Kolumbien die Zahl der Morde sinkt, ist sie in Venezuela in den vergangenen zehn Jahren stark angestiegen. Im Jahr 1998 lag die Quote noch bei 20 Morden pro 100.000 Einwohnern. Zum Vergleich: Weltweit sind es 8,8 Morde pro 100.000 Einwohner, in Deutschland weniger als einer.

Die Strafverfolgung: Experten vermuten eine große Dunkelziffer bei der Kriminalitätsstatistik. Viele Verbrechen werden nicht zur Anzeige gebracht. Und Tod durch "Widerstand gegen die Staatsgewalt" etwa fließt in die Mordstatistik grundsätzlich nicht ein. Schätzungen zufolge liegt die Aufklärungsquote bei Mord bei nur drei Prozent. Wenn Polizisten an den Taten beteiligt sind, ist die Straflosigkeit noch größer, erklärt der Soziologe Luis Cedeño. Laut Umfragen ist die Unsicherheit im Land eines der größten Probleme für die Venezolaner. Die Staatsanwaltschaft ist dabei, eine eigene Ermittlungseinheit zu gründen, um Kriminalität im Polizeiapparat besser verfolgen zu können

Drei Schüsse

Mijail Martínez war Filmstudent und arbeitete an einer Dokumentation über die Opfer von Polizeigewalt. Auch er war Mitglied des Komitees. Er war schüchtern, ein verträumter Lockenkopf, eher der Außenseitertyp. Aber er hatte ein paar gute Freunde und liebte Rockmusik, er spielte Gitarre in einer Band.

Das Barrio Ezequiel Zamora ist ein ruhiges Stadtviertel mit kleinen einstöckigen Häusern. Am 26. November 2009, kurz nach sieben Uhr, will Mijail Martínez seine Mutter zur Arbeit bringen. Heute ist er früher fertig als sie, das passiert sonst nie. Er fährt das Auto aus der Einfahrt und wartet. Im Haus hört seine Mutter fremde Stimmen, schaut nach draußen. Sie sieht ihren Sohn, der mit dem Rücken zu ihr steht, und sie sieht einen Mann, der auf ihn schießt. Sie schreit: "Mijail! Mijail!"

Drei Schüsse fallen. Eine 9-Millimeter-Kugel schlägt im Tor ein, zwei Kugeln treffen Mijail in Brust und Schlüsselbein. Als die Familie mit ihm in der Klinik eintrifft, ist er schon tot. Ein paar Tage später wäre er 24 Jahre alt geworden.

Im vergangenen Jahr wurden in Venezuela mehr als 16.000 Menschen ermordet, die Pro-Kopf-Quote ist eine der höchsten weltweit. Nachts herrscht in vielen Städten quasi Ausgangssperre. Bei über 90 Prozent der Morde wird kein Verdächtigter verhaftet, zu einer Verurteilung kommt es noch seltener. Deshalb wäre der Fall von Mijail Martínez eigentlich nichts Besonderes. Das Besondere ist, dass in diesem Fall einer alles daran setzt, die Schuldigen zu überführen. Der Vater, Victor Martínez.

Die Polizei präsentiert erst einen Verdächtigen, der es gar nicht gewesen sein kann. Dann heißt es: Es war versuchter Raub, Mijail Martínez habe sich gewehrt, deswegen wurde er erschossen. Nichts Besonderes. Aber wieso sollte auf zwei Männer, die ein Auto rauben wollen, um die Ecke ein Fluchtwagen warten? Mijails Eltern sind sich sicher: Es war ein sicariato, ein Auftragsmord. Und der eigentliche Adressat war Vater Victor. Er sollte endlich still sein.

Einst war Victor Martínez Kämpfer für die "bolivarische Revolution" von Präsident Hugo Chávez und saß für dessen Partei im Regionalparlament von Lara. Doch im Jahr 2007 initiierte er einen Untersuchungsausschuss mit, der sich mit Korruption und Gewalt im Polizeiapparat beschäftigte. Mehr als 200 Fälle von "Zusammenstößen" mit der Polizei wurden erfasst, die, so der Ausschussbericht, in Wahrheit Hinrichtungen waren. Dort ist auch von Verstrickungen in den Drogenhandel und Folter die Rede. Als Drahtzieher der Polizeibande benannte der Untersuchungsbericht Jésus Armando Rodríguez Figuera, General der Nationalgarde und Expolizeichef von Lara. Er soll von dem damaligen Gouverneur Luís Reyes Reyes gedeckt worden sein. Die Beschuldigten haben sich nie konkret zu den Vorwürfen geäußert - und Martínez wurde aus der Chávez-Partei geworfen.

Neue Verbündete

Nach dem Tod seines Sohnes geht Victor Martínez in die Offensive. Er macht das, was er seit Jahren in seiner regionalen TV-Sendung macht: Er klagt an, er nennt Namen und geht so weit, dass er in einem Fernsehinterview von der Moderatorin zurechtgewiesen werden muss.

In Barquisimeto haben alle vom Tod von Mijal gehört. Die Presse hat berichtet, dass das Komitee Gedenkveranstaltungen organisiert. Menschenrechtsorganisationen haben sich des Falls angenommen, Amnesty International hat einen Aufruf in die Welt geschickt. Aber geklärt wurde der Fall nicht. Warum nicht?

Für die Aufklärung von Verbrechen ist in Venezuela die Ermittlungspolizei CICPC zuständig. Der Chef der lokalen Einheit, Argenis Colmenarez, sitzt an seinem Schreibtisch, hinter ihm hängt ein großer Spiegel, ihm gegenüber laufen auf einem Flachbildschirm Musikvideos. Der Fall Mijail Martínez sage ihm gar nichts, beteuert er. Er sei ja auch erst seit drei Wochen hier, Routinewechsel auf der Leitungsebene. Ob er eine Vorstellung davon habe, wie viele seiner Leute selbst Straftaten begehen? Schließlich spräche selbst der Innenminister davon, dass Polizisten für 20 Prozent aller Straftaten verantwortlich sind. Der Polizeichef zögert keine Sekunde: "Die sind alle sauber." Sein Telefon klingelt. "Stets zu deinen Diensten!" Er hebt ab und lacht.

Victor Martínez sitzt zu Hause am Esszimmertisch, dreht sich immer wieder schnell um und schaut nach draußen auf die Straße. Er sagt: "Ich habe keine Angst. Wenn es dich trifft, trifft es dich." Seine Familie versucht, ein normales Leben zu führen. Aber das ist nur Fassade.

Da er in die Polizei keine Hoffnung setzt, hat Martínez selbst ermittelt. Er wisse jetzt, wer die Täter sind, sagt er, und wer die Auftraggeber. Er holt Fotos aus einer Plastikmappe und breitet sie auf dem Tisch aus. Da liegen die Verdächtigten auf der Blumentischdecke: junge Auftragskiller, ihr Auftrag kam aus dem Polizeiapparat und die Strippenzieher sitzen weiter oben in der Hierarchie. Für Martínez ist alles klar, aber was soll er tun? "Ich könnte sie umbringen", sagt er. "Aber das wäre unmoralisch." Pause. "Und ich will an die Hintermänner ran." Dafür hat er sich Verbündete gesucht, eine ist die oberste Staatsanwältin des Bundesstaates.

Martínez will Lucila Sirit de Orozco ein paar Unterlagen vorbeibringen. Ihr Büro liegt im vierten Stock eines schmalen Betonturmes in der Innenstadt, der Aufzug funktioniert nicht, man muss die Treppe nehmen. Martínez keucht. Die Staatsanwältin begrüßt er mit Küsschen auf die Wange. Sie wählt ihre Worte sehr genau. "Wir ermitteln im Fall Mijail Martínez ohne die Polizei", bestätigt sie. Weil sie in die Sache verwickelt ist? "Wir ermitteln alleine, mehr kann ich Ihnen leider nicht sagen."

Der Kopf zuckt

Wie soll es Gerechtigkeit geben in einem Land, in dem die Staatsanwaltschaft der Polizei nicht trauen kann? Selbst wenn Staatsanwaltschaften und Gerichte guten Willens sind, können sie nicht viel ausrichten: Sie sind gnadenlos überfordert. Auf Martínez Bestreben hin beschäftigt sich inzwischen eine Untersuchungskommission der Nationalversammlung mit dem Tod seines Sohnes.

Martínez sitzt in seinem kleinen Zimmer auf dem Bett, der Ventilator bläst ihn an, er schaut sich Filme von seinem Sohn an. Sein Kopf zuckt. Eigentlich müsste er sich zurücknehmen, denn er macht seine Gesundheit kaputt, aber das ist ihm egal. Er hat nur noch eine Aufgabe: Gerechtigkeit für Mijail. Auf der Straße klopfen ihm Leute auf die Schulter. Andere wenden sich ab, aus Angst mit hineingezogen zu werden in eine Sache, die ihnen gefährlich werden kann. Nebenan, in Mijails Martínez Zimmer, ist alles noch so eingerichtet, wie es war. Im Regal stehen DVDs und MiniDV-Bänder und oben drauf die Engelsfiguren, die er so gern hatte. An der Wand ein Poster mit Mijails Antlitz und seinem Geburts- und Todesdatum.

Die Männer, die Victor Martínez als Hintermänner des Mordes verdächtigt, haben Karriere gemacht. Exgouverneur Reyes Reyes wurde erst als Minister in das Präsidialamt geholt, war dann für einige Monate Gesundheitsminister und soll jetzt als Spitzenkandidat in Lara die Sozialisten (PSUV) zum Sieg bei der Parlamentswahl im September führen. Expolizeichef Rodriguez Figuera arbeitet heute im Lagezentrum des Präsidentenpalastes. Beide sind seit langem enge Vertraute des Präsidenten.

Victor Martínez hat einst Hugo Chávez bei sich übernachten lassen. Er hat ihm geholfen, an die Macht zu kommen. Jetzt bezeichnet er ihn mit Begriffen, von denen "Schurke" noch der netteste ist.

Victor Martínez holt ein paar Hefte mit Gedichten von Mijail. Dass er Poesie geschrieben hat, das wusste fast keiner, als er noch lebte. Jetzt will sein Vater die 258 Gedichte als Buch herausbringen. Einen seiner Sätze haben sie auf seinen Grabstein geschrieben: „Der Tod bedeutet totale Freiheit, aber vorher kommt das Jüngste Gericht.“

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22 Kommentare

 / 
  • A
    Anna

    @alex und die anderen

    Habe ich gesagt, dass ich Chavez kenne oder gut finde, bin ich Sozialistin, kennt ihr mich? Dreimal nein! Ich habe den polemischen Artikel kritisiert und stelle generell fest, dass linke Politiker diffamiert werden, das stört mich, ist auch demokratiefeindlich, es sollte schon ausgewogen recherchiert werden. Ich weiß außerdem durch Verwandtschaft und Reisen (bei indigenen und weniger reichen Menschen), das vieles in Südamerika anders ist, als es in den Medien dargestellt wird. Ich finde es übrigens naiv zu glauben, dass die ganze Welt, wären sie nur so fleißig wie wir Deutschen, unseren Wohlstand haben können. Naiv zu glauben, dass wir das "verdient" haben. Für unseren Wohlstand hungern und bluten viele Menschen, wer das leugnet ist naiv oder will es nicht wissen. Wer nur in den Kreisen der High-Society verkehrt, kennt die Welt nicht.

  • S
    so*******what?!

    hier trollen sich dich die trolle...

    also will ich auch einer von euch sein...

    demokratie: wie schaut eine wahl in den USA aus? wie ist das verhältnis journalismus,pr,werbung,besitz? wie schaut der prozess von gesetzesfindungen aus? wie schaut das verhältnis von wirtschaftslobbyisten,wissenschaftler,gewerkschaftler in der eu und deren einzelnen angehörigen aus? was treibt die insm?was für eine wirkung hat werbung auf das neurale system? etc usw

    aber eigentlich habt ihr alle ja nur recht..

    inwieweit die politiker in südamerika in diversen illegalen geschäften u.ä. verstrickt sind,mag ich kaum zu beurteilen, weil es kaum "neutrale" berichte darüber gibt, aber es ist doch völlig normal, dass allein aus der geografischen lage heraus, länder wie kolumbien,mexiko,aber auch venezuela eine besondere rolle aufgebürdet bekommen...egal welche regierung,welche systemrichtung etc dahintersteckt .

    folter:was ist guntanamo (früher hiess es isolations-tank...so what?!),wer hat bei den flügen,lagerung usw geholfen....und so weiter

    salonsozialisten: na,wer öfters ein schlagwort verwendet,sollte vllt ma selbst sein -starres???-denkmuster anschaun...nicht alle "linken" (was auch immer das sein soll) finden honecker,mao,bakunin,castro,chavez,aber auch kropotkin und marx toll... na...jetzt wirds etwas komplizierter oder ;)

  • L
    Lorena

    Jetzt setzen die Linken in Europa noch ihre Hoffnung in Chavez. Wenn er in ein paar Jahren gescheitert ist, werden sie ihn fallen lassen, genau wie sie es mit Stalin, Honnecker u.s.w. getan haben. Es wird dann heißen: Das war ja kein richtiger Sozialismus. Lasst es uns nochmal probieren, diesmal aber demokratisch und mit kluger Wirtschaftspolitik. Und so wird es auch nach Chavez wieder neue Experimente geben, die auch wieder scheitern werden.

  • H
    Hodann

    Chavez-Freund AWG schreibt:Gegen den Schurken Chavez wirkt es ja geradezu wie eine Randnotiz, dass der neue UN-Bericht bescheinigt, dass immer noch alle acht Sekunden ein Mensch sterben muss, weil keine saubere Wasserquelle in der nähe ist. Ein Aspekt übrigens, dem in Venezuela mehr Gehör geschenkt wird als in unseren vorbildlichen Breitengraden. Warum liest man darüber nur in "Der Freitag" etwas, liebe Taz?

    Dasist ein Hohn auf die traurige Wirklichkeit in Venezuela. Nur 5Kilomter ausserhalb von Caracas warten Tausende seit Jahren auf fliessendes Wasser.In ihrer Not leiten einige,das Regenwasser von den verdreckten Strassen in private Tanks, während in der gleichen Gegend chavistische Militärs in Luxushäusern mit Swimmingpool leben... Ein 5-Liter-Kanister Trinkwasse kostet so viel, wie 100 (in Worten "hundert" )Liter Benzin Super ! Der Slogan der staatlichen Wassergesellschaft heisst "Wir revolutionieren das Wasser " (revolucionande al agua).Nach drei Wochen Venezuela bin ich geschockt vom Kontrast von revolutionären Phrasen und Wirklichkeit , und das ist nur ein Beispiel ...

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  • C
    Claudia

    @ Andreas Heil

     

    "...demokratisch gewählt worden ist. Also Mund halten ..."

     

    Seltsames Demokratieverständnis. Da trauert wohl einer der guten alten kommunistischen Zeit hinterher, als Politbüro und Partei unantastbar waren. Seit wann muss man den Mund halten und darf gewählte ("demokratisch" bezweifle ich in Venezuela) Volksvertreter nicht kritisieren?

  • A
    @Anna

    wie naiv ist das denn??!!!

    natürlich darf jeder alles in den medien berichten. chavez ist ja nicht dumm und weiß, dass der schein gewahrt werden muss. und natürlich darf auch der vater überall von seinem fall berichten. warum sollte man auch jemanden den mund verbieten und damit für negative schlagzeilen sorgen, wenn er schlicht und einfach eliminiert werden kann. den sohn hats schon getroffen, beim vater wirds nur eine frage der zeit sein. natürlich handelt es sich dann dabei nur um bedauerliche opfer gewöhnlicher krimineller. und natürlich werden dann auch andere angehörige den fall vor die medien bringen können. ein sozialist wird schließlich nie die meinungsfreiheit einschränken, wo kämen wir da hin.

  • AH
    @Andreas Heil

    Sie glauben doch nicht im ernst, dass es in Venezuela noch demokratische Wahlen gibt.

     

    Hier mal eine kleine Aufzählung von Fakten:

     

    1. Chavez hat sich eine neue Wahlgesetzgebung verabschieden lassen, die perfekt auf seine Bedürfnisse zugeschnitten ist.

    2. Wahlbezirke wurden neu festgelegt, nicht nach geografischen Gesichtspunkten sondern nach Auswertung vergangener Wahlen. Die Zahl der abgeordneten, die ein Bezirk ins Parlament schickt, richtet sich nicht nach Bevölkerungszahl. Zufälligerweise stellen Wahlbezirke, wo Chavez traditionell gute Ergebnisse hat, mehr Abgeordnete als Bezirke, in denen die Opposition stark ist.

    3. Das Wahlregister wird geheim gehalten. Niemand kann kontrollieren, ob auch jeder registierte Wahlberechtigte existiert.

    4. Außer einem TV-Sender befinden sich mittlerweile alle in staatlicher Kontrolle und müssen Chavez jederzeit unbegrenzt Sendezeit zur Verfügung stellen.

    5. Nicht nur öffentliche Sendezeiten, auch sonstige öffentliche Mittel werden für Chavez Wahlwerbung eingesetzt. Öffentliche Gebäude müssen sich mit Chavez Wahlwerbung "schmücken". Gesetze zu Wahlwerbung und Finanzierung spielen keine Rolle mehr.

    6. Mitarbeiter im öffentlichen Dienst werden von Vorgesetzten vor Wahlen eingeschüchtert, "richtig" zu wählen. Es herrscht große Angst, dass Wahlunterlagen kontrolliert werden und Auswirkung auf Beruf haben. Ofiziell gibt es eine solche Kontrolle natürlich nicht.

    7. Oppositionelle verschwinden im Gefängnis oder werden Mordopfer (ofiziell natürlich ganz "normale Kriminalität", keine Auftragsmorde)

    8. Aussichtsreiche Oppositionskanditaten werden von der Wahl ausgeschlossen.

    9. Organisationen wie die OSZE dürfen nicht mehr beobachten.

     

    Die Liste ließe sich noch fortsetzen. Jeder in Venezuela weiß, dass es keine Chance für die Opposition gibt. Die möchte Chavez aber nicht wie 2005 das Feld kampflos überlassen. Ich halte das für bedenklich, da die Opposition damit den Betrug nur legitimiert. Ein erneuter Boykott wäre die einzige logische Konsequenz.

  • WL
    Wagner Love

    @ alex: es ist übertrieben im fall venezuela von einer gleichgeschalteten presse zu sprechen, von den beiden großen tageszeitungen, el universal und el nacional, ist el universal von vorne bis hinten eine tagtägliche anklage gegen chavez.

     

    @ erb: es ist natürlich polemisch, anfangs von 16.000 morden zu sprechen, die in venezuela insgesamt begangen werden, um dann im weiteren verlauf des artikels von 400 morden zu reden, die in den vergangenen 5 jahren aufgedeckt wurden und vermeintlich von der polizei begangen wurden. sie vermischen hier zahlen, die nicht zueinander gehören. ihr artikel handelt von der auf jeden fall existierenden korruption und den strafanfälligen venezolanischen polizisten. die stark gestiegene mord- und kriminalitätsrate in venezuela hat aber mit chavez weniger zu tun, ganz im gegenteil. die kriminalitätsraten in venezuela und mexiko steigen an seit... plan colombia! die bekämpfung des drogenhandels in kolumbien hat zu einer verlagerung der gewalttätigen drogenkonflikte geführt. dabei ist mexiko der schauplatz für den us-amerikanischen markt, venezuela ist für europa verantwortlich.

  • K
    Karl

    @Andreas Heil

    Auch ein Hitler wurde demokratisch gewählt. Und auch ihn musste man bekämpfen so wie es jetzt bei Chavez passieren muss.

  • K
    Knutsein

    Alter Schwede, was soll man Chavez denn zu gute halten zumal wenn er es einem so schwer macht. Kommentarschwall ist auch nicht mehr was es mal wahr. Freie Meinung treibt seine blüten. Und wie käme man darauf dass er richtig tickt?

    alo presidente!? = hallo spencer !?

     

    RIP

  • JG
    Joseph Goebbels

    Super Kamerad Erb! Der Artikel gefällt mir gut! Du hast viel gelernt mein Junge!

  • A
    alex

    @anna

     

    willst du allen ernstes behaupten, dass es in venezuela so etwas wie pressefreiheit gibt? deine blinde polemik ist ein schlag in das gesicht der opfer.

     

    seit es in venezuela dieses nationale-sozialistische experiment gibt, leben die menschen noch gefährlicher als vorher. venezuela war nie ein sonderlich friedvolles land- doch seit chavez dem "volk" die aufgabe zugesteht für ordnung zu sorgen, kann jeder krimminelle, so lange er ein chavista ist mit der knarre rumlaufen und für ordnung sorgen.

     

    @an all die scheinheiligen "sozialisten"

     

    habt ihr aus der geschichte nichts gelernt? eure verklärung des nächsten linksvölkischen projektes ist erschreckend. seht doch nur ein paar jahre zurück, oder unterhaltet euch mit leuten aus polen, ungarn, der cssr oder der su. oder schlag mal vei wikipedia zu kambodscha, mao oder all den anderen mördern nach !!!

     

    eure borniertheit, ihr wohlstandssozialisten, ist wirklich das letzte.

  • A
    Anna

    Da wird immer suggeriert, in Venezuele wären die Medien gleichgeschaltet, dabei kann dieser Vater laut ihrem Bericht im Fernsehen über seinen Fall berichten, immer so widersprüchliche Aussagen! Dann wird natürlich gleich Chavez beschuldigt für alles Unrecht, was in einem Land passiert (sollen wir jetzt Frau Merkel beschuldigen, wenn hier was schief läuft?). Wer in der Geschichte Kriege angezettelt hat, weiß man ja, dass die ganzen mörderischen Militärdiktaturen und später korrupten von der USA gestützen "Demokratien" alle kapitalistisch und menschenfeindlich, rassistisch rechts orientiert waren, ist auch bekannt. Wem soll man also glauben? Am besten selbst nachschauen, ich habe erlebt, dass es der armen Bevölkerung und insbesondere Frauen und Kinder in sozialistisch orentierten Ländern besser geht. Den mächtigen passt das nicht, und diese manipulieren massiv die Medien.

  • AH
    Andreas Heil

    Bei der Hetze gegen General Hugo Chavez wird immer wieder gern vergessen, dass der Mann demokratisch gewählt worden ist. Also Mund halten und den Willen des venezuelischen Volkes respektieren.

  • PQ
    Por Que No Te Callas

    Ich kann mir sehr gut vorstellen, was die Salonsozialisten hierzulande über diesen Victor Martínez denken: "ein von der CIA bezahlter Lügner und Provokateur"

     

    Ist schon erschreckend, dass immer wieder die gleichen Denkmuster ablaufen, ohne Lerneffekt. Da muss sich ein Verbrecher nur das Schild "Sozialismus" um den Hals hängen und schon wird er aus der Ferne als der Messias und Held gefeiert. Das war bei Stalin, Mao, Castro und Guevara so und ist bei Chavez nicht anders. Wie kann man nur den eigenen gesunden Menschenverstand so weit verdrängen, damit das gewünschte Bild nicht durch die offensichtliche Realität beschmutzt wird?!!

     

    Egal, was die Salonsozialisten heute noch über ihn denken, in die Geschichtsbücher wird er wie seine Vorgänger als das eingehen, was er ist: ein Scharlatan, der sein Land zu Grunde richtet und auf dessen Konto unzählige Verbrechen gehen.

  • Z
    zVen

    Nirgendwo auf der Welt kann man der Polizei trauen.

    Uniformierte Kriminelle sind keine Einzelfälle - weltweit !

  • FF
    Frank Fracht

    @Thomas

    Ein Land, das einen Nachbarn wie Kolumbien hat das von der US Administration mit 2ooo Millionen Dollar pro Jahr'unterstützt' wird um den Hegemonieanspruch der einstigen Weltmacht aufrecht zu erhalten,...dieses Land sieht niemand durch die rosarote Brille..Im Gegenteil.

    2.Die ausufernde europäische Korruption die gerade neue Opfer fordert,(Bulgarien,Estland, Ungarn), als allgemeine Schwierigkeiten runterzuspielen, entspricht der allgemeinen Wirklichkeitsfremdheit..

    3.Wobei sich natürlich die Frage stellt warum die TAZ

    unreflektiert Plattitüden aufwärmt, die man sonst im Spiegel findet..oder an schlimmeren Orten...Ist es Ignoranz?

  • T
    Thomas

    Es geht der taz bei diesen Artikeln bestimmt nicht darum, anti-sozialistische Hetze gegen Venezuela zu betreiben oder gar europäische Regierungen in einem guten Licht erscheinen zu lassen. Es geht hierbei vielmehr darum, das romantisierte Bild, das viele von Venezuela haben, geradezurücken. In diesem Land läuft, ebenso wie in den allermeisten Ländern dieser Welt, einiges schief. Dies scheint einigen jedoch nicht bewusst zu sein. Und dass die Regierungen Europas ebenso korrupt sind und dass Cheney/Bush zwei ganz schlimme Finger waren/sind, darüber laß und liest man sehr häufig in der taz.

  • FF
    Frank Fracht

    Also was Korruption und Misswirtschaft angeht..da ist Europäoische Union doch federführend..von Irland bis Griechenland...Milliarden werden in sinnlose Kriege investiert..oder in inkompetente Banken.Arbeitsplätze werden mit Duldung aller Regierungen nach Asien oder Lateinamerika verlagert, ohne das die Konzerne Ersatz schaffen müssen..Wer ist hier gescheitert? Ein Mann der sich mit Busch und Cheney angelegt hat ,dem kubanischen Volk hilft ..das sonst längst verhungert wäre...so wie es geplant war..Oel zum halben Preis an alle Nachbarstaaten verkauft..? Wohl kaum..

  • A
    A.W.G.

    @Sebastian:

    blablabla...

     

    Und generell:

     

    das ist jetzt schon der dritte "scharfe" Bericht über den Schurken Chavez in der taz, und das in einer Woche... wenn man eine Presseschau abhält dann fällt dies auch bei den anderen Zeitungen wie der SZ, der Zeit usw. auf... Gegen den Schurken Chavez wirkt es ja geradezu wie eine Randnotiz, dass der neue UN-Bericht bescheinigt, dass immer noch alle acht Sekunden ein Mensch sterben muss, weil keine saubere Wasserquelle in der nähe ist. Ein Aspekt übrigens, dem in Venezuela mehr Gehör geschenkt wird als in unseren vorbildlichen Breitengraden. Warum liest man darüber nur in "Der Freitag" etwas, liebe Taz?

    Mit einem neuen Abonenten, den Taz in mir zu sehen scheint, weil immer wieder in regelmäßigen Abständen Werbebriefe reinflattern wirds bei der besch...eidenen Berichterstattung jedenfalls nix.

  • UH
    Udo Henn

    Endlich mal ein Artikel, der die traurige Wirklichkeit Venezuelas zeigt. Das ist kein Rechtsstaat, sondern ein von Korruption, Misswirtschaft, Zerfall der oeffentlichen Institutionen und Abwesenheit jeglicher politischer Vernunft gepraegtes Land. Die von Chavez als "bolivarianische Revolution" oder "Sozialismus des 21. Jahrhunderts" proklamierte Aufbruchstimmung ist auf der ganzen Linie gescheitert. Jetzt hilft ihm womoeglich nur noch ein Krieg, um anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben.

  • S
    Sebastian

    Nur die deutschen Polizisten sind böse. In Venezuela kämpfen die für den Sozialismus, da ist es dann was sehr gutes. Wir wissen doch alle das wer sich gegen den Sozialismus stellt damit rechnen muss dabei umzukommen :)