Gewalt in Mosambik: Schwelender Krieg wie in alten Zeiten
Ehemalige Rebellen kämpfen wieder. Immer mehr Landesteile sind nicht mehr sicher. Im Kriegsfall wäre Südafrika wirtschaftlich betroffen.
Die damalige Rebellenbewegung Renamo (Mosambikanischer Nationaler Widerstand), die sich nach Kriegsende in eine politische Partei verwandelt hatte, hat erneut zu den Waffen gegriffen. Sie fordert mehr Mitregierungsrechte in den Provinzen, vor allem im Zentrum und im Norden des Landes, in denen sie bei den Wahlen 2014 die Mehrheit holte. Präsident Filipe Nyusi von der regierenden ehemals sozialistischen Frelimo (Mosambikanische Befreiungsfront) lehnt das ab.
Tausende von Menschen sind um Nhamatanda auf der Flucht, ebenso am Rand von Mosambiks zweitgrößter Stadt und wichtigem Hafen Beira. Diese Woche gab es Angriffe auf Dörfer in Präsident Nyusis Geburtsdistrikt Mueda ganz im Norden des Landes. Zehntausende von Flüchtlingen aus Mosambik sind in Malawi, Tansania sowie der Provinz Mpumalanga in Südafrika gelandet.
„Die Regierung und die Renamo-Rebellen müssen schnell eine Lösung finden“, sagt der ökonomische Analyst Simao Chavango in Sofala. „Sonst werden alle Fortschritte des Landes wieder zunichtegemacht.“
Angst breitet sich aus
Der Kommentator Almiro Marcelino in Beira warnt vor einer Ausbreitung der Krise in Nachbarländer, vor allem Südafrika. „Malawi, Simbabwe und Tansania stehen an vorderster Front, aber Südafrika dürfte am meisten darunter leiden. Südafrika hat mehr in Mosambik investiert als jedes andere Land auf der Welt – in Energie, Bergbau, Telekommunikation, Banken und Einzelhandel.“ Der Mobilfunkgigant Vodacom, die Supermarktkette Shoprite sowie Bergbaufirmen und Banken aus Südafrika haben massiv auf Mosambik gesetzt.
Während diese Firmen jetzt um ihr Kapital bangen, spüren Mosambikanern den neuen Konflikt schon jetzt. „Wir haben Angst, über Land von einer Stadt in die andere zu reisen“, erklärt Eduardo Machisse aus Nampula. „Die Lage ist noch nicht schlimm, aber sie wird jeden Tag schlimmer, weil immer wieder Zivilisten getötet oder verletzt werden.“
Vor Kurzem starb ein Lehrer aus den Philippinen bei einem Renamo-Angriff auf einen Fernbus, und im gleichen Teil der Provinz Manica entlang der Grenze zu Simbabwe wurden später 13 Leichen entdeckt. Es gibt aus Manica sogar Berichte über ein Massengrab mit 120 Toten. In der Nachbarprovinz Sofala, in der Beira liegt, legten mutmaßliche Renamo-Kämpfer am vergangenen Freitag einen Hinterhalt auf einer Hauptstraße; drei Menschen wurden verwundet.
Horacio Calavete, Renamo-Mobilisierungschef in Sofala, hatte zuvor angekündigt, in der gesamten Provinz Straßensperren zu errichten. Mosambiks Regierung begegnet der Krise mit Schweigen. „Wir wollen das nicht kommentieren, denn wenn wir etwas sagen, erzeugt das Angst und Unmut im Volk“, sagt ein Angestellter des Innenministeriums. „Die Regierung tut alles, um Frieden und Stabilität im Land zu sichern.“ Die Medien würden die Krise hochspielen, Regierung und Renamo seien im Gespräch für eine „nachhaltige Lösung“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation