: Gesundschrumpfung bei Kinderzirkeln
■ Kulturstadtbezirksrat schafft „vollendete“ Tatsachen
Jeder Stadtbezirk hat seinen Runden Tisch, auch Mitte. Dort ist der Kulturstadtbezirksrat Knitt (CDU) aufgefordert, die kulturellen Interessen seines Amtsbereichs zu vertreten. Nun scheint aber sein eigenes Interesse zumindest an basiskulturellen Aktivitäten sehr begrenzt. Wie anders läßt sich erklären, daß eine Konzeption des Kreiskabinetts für Kulturarbeit Mitte zur Verteidigung gewachsener künstlerischer Freizeitgestaltung von ihm dem Runden Tisch nicht vorgelegt werden wollte.
Die Grüne Partei fand sich am 22. 2. 1990 bereit, für diese Angelegenheit einzutreten. Leider lag der Antrag in der Reiehenfolge weit hinten, wurde aus Zeitmangel nicht mehr behandelt und auf den nächsten Runden Tisch am 8. 3. 1990 vertagt. Als Mann, der die Zeichen der Zeit erkennt, nutzte der Kulturstadtbezirksrat die Frist, um vollendete Tatsachen zu schaffen. Das nutzlose und ganz überflüssige Kreiskabinett, dort vergeuden zur Zeit noch sechs Angestellte staatliche Mittel und eigene Arbeitskraft mit der Förderung von Amateurkünstlern, wurde flugs von ihm zum 1. 6. 1990 aufgelöst.
Ein Teil der Beschäftigten wird für die Volkswirtschaft freigesetzt, die restlichen beiden dürfen sich in den ehemaligen Räumen des Kreiskabinetts und des Militärpolitischen Kabinetts der Förderung der Zirkel im Bereich bildender und angewandter Kunst widmen, die weniger Mittel benötigen als beispielweise der darstellende Bereich. Dessen kaum zu sättigende Gier nach Subventionen hat sich damit endlich erledigt.
Ebenso werden die Kinderzirkel durch eine vorgesehene Gebührenerhebung auf ein gesundes Maß geschrumpft. Nur Kinder tatsächlich interessierter Eltern werden von nun an gefördert. Nachdem derart progressive Bemühungen früher durch die Gesetzgebung der repressiv-administrativen Ära unterlaufen wurden, weht jetzt ein anderer Wind, und ein aus den letzten Kommunalwahlen hervorgegangener Stadtbezirkspolitiker brilliert in einem ganz neuen Verständnis von Demokratie.
Die Mitarbeiter des Kreiskabinetts für Kulturarbeit
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