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Gesundheitsministerin verbietet DrogeKommt nach Spice jetzt Space?

Auch wenn das Eilverbot der zur Modedroge hochgeschriebenen Kräutermischung "Spice" so richtig wie wirkungslos ist – es ändert nichts an einer falschen Drogenpolitik.

Erst wurden Chemikalien entdeckt, dann kam das schnelle Aus. Bild: ap

In einer Eilverordnung hat die Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt die Kräutermischung "Spice" verboten. Ab Donnerstag sind Herstellung, Handel und Besitz der Substanz illegal. Nachdem in der Mischung exotischer und nicht psychoaktiver Kräuter schon vor einigen Monaten von Forschern des Frankfurter Instituts "THC-Pharm" ein synthetisches Cannabinoid names JWH-018 gefunden worden war, wurde vom Institut für Rechtsmedizin der Uni Freiburg nun ein weiterer künstlicher Wirkstoff entdeckt, der der Kräutermischung zugesetzt ist.

Bei dem "CP-47, 497" genannten Stoff handelt es sich ebenfalls um eine dem Hanfwirkstoff Tetra-Hydrocannabinol ähnelnde Substanz, die allerdings, so die im Auftrag des BKA tätig gewordenen Freiburger Rechtsmediziner, deutlich stärker und länger anhaltend wirkt als das zuvor entdeckte JWH-018 - oder natürliches THC.

Nachdem das schon seit vier Jahren auf dem Markt befindliche "Spice", das von der Firma "Psyche Deli" in London hergestellt wird, in den letzten Monaten als "Modedroge" in den Medien hochgeschrieben worden war, hatte dies nicht nur ihren Verkauf stürmisch vorangetrieben, sondern auch die Behörden auf den Plan gerufen. Zunächst erfolglos, denn die ersten Untersuchungen hatten nichts Beanstandenswertes zutage gefördert. Erst mit den Entdeckungen in Frankfurt und jetzt in Freiburg war dann ein gesetzlicher Hebel vorhanden, die Substanz zu verbieten. Damit ist dem legalen Geschäft mit "Spice", das für 10 Euro pro Gramm teurer verkauft wurde als Haschisch oder Marihuana, nun ein Riegel vorgeschoben. Innerhalb eines Jahres muss jetzt eine dauerhafte Regelung getroffen werden.

Der Fall "Spice" zeugt nicht nur von der Perfidie der Geschäftemacher, die einer harmlosen Kräutermischung kaum erforschte psychoaktive Chemikalien beimischen und die Benutzer als Versuchskaninchen missbrauchen, sondern einmal mehr auch von der Untauglichkeit der herrschenden Prohibitionspolitik. "Durch die Verbotspolitik gegen rauscherzeugende Pflanzen, die die Bundesregierung in den letzten Jahren verfolgt hat", so der Deutsche Hanfverband, "hat der Staat die Kontrolle über diesen Markt aufgegeben und ein Produkt wie Spice geradezu heraufbeschworen. Wenn Cannabis legal erhältlich wäre, hätte Spice sicherlich keine Chance." Deshalb sprechen sich die Hanf-Lobbyisten dafür aus, Fachgeschäfte für rauscherzeugende Pflanzen zu schaffen: "Konsumiert wird sowieso", so der Verbandsvorsitzende Georg Wurth, "deshalb ist es sinnvoller, wenn der Staat für diese Kräuter einen kontrollierten Rahmen schafft, der Risiken minimiert. Ein transparenter Fachhandel ist da sicher besser als ein völlig unkontrollierbarer Schwarzmarkt." Dort wird "Spice" künftig auch weiterhin zu haben sein. Von einer solchen schadensmindernden Drogenpolitik ist die deutsche Regierung allerdings noch weit entfernt.

Vielleicht aber kann im Zuge der globalen Obamamanie ein Hauch von "Change" über den großen Teich schwappen. Als es auf der Webseite der Obama-Kampagne (www.change.gov) Anfang Dezember für die Unterstützer 24 Stunden lang möglich war, wichtige Fragen zu stellen, wurden 7.300 Fragen gestellt und von 600.000 Usern bewertet - auf Platz eins landete dabei die Frage, inwieweit der neue Präsident den "war on drugs" beenden und Marihuana legalisieren würde. Einen Monat später landete die Frage immer noch auf dem achten Platz, Spitzenreiter war dann die weitaus wichtigere Frage, inwieweit Obama die Verbrechen der Bush-Regierung verfolgen wird.

Doch an der Hanffrage wird der neue US-Präsident nicht vorbeikommen. Und dann vielleicht sogar dafür sorgen, dass die nunmehr über 70-jährige kontraproduktive Politik der Prohibition beendet wird. Und damit dann auch für ein Ende des grotesken Hase-und-Igel-Spiels um verbotene und erlaubte Substanzen. Schon melden die Agenturen, dass mit "Space" ein Spice-Nachfolger auf dem Markt ist.

Eine weitere dem Hanfwirkstoff nachempfundene Chemikalie wurde darin noch nicht entdeckt, aber das kann - bei hunderten möglichen Modifikationen - durchaus noch kommen. Allen potenziellen Nutzern kann von solchen Substanzen nur abgeraten werden, selbst wenn sie - wie bisher "Spice" - durchaus legal sind.

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12 Kommentare

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  • T
    trollowitsch

    hier mal ein wirklich guter, baer auch kritiscvher beitrag zum wirstoff in spice usw.:

     

    http://www.pierre-markuse.de/downloads/Artikel.pdf

  • I
    italialibera

    Betrifft Drogenpolitik

    Wieviel Einwohner hat die BRD-GmbH? Wieviel konsumieren Cannabis? Herr Broeckers und jeder halbwegs intelligente Mensch ist sicher in der Lage eine ungefähre Jahresmenge an Cannabisprodukten zu errechnen. Ich kam auf etlich tausende von Tonnen!!!

    Wer, so frage ich mich, ist in der Lage diese Mengen ins Land zu bringen? Immerhin ist es ja illegal. Meiner meinung können es nur die gleichen sein die ebenfalls illegalerweise andere illegale Waren aus dem Land schaffen können wie zb Waffen, Giftmüll ect. Folglich bedeutet Prohibition unterstützung von Schmuggel und der scheint hervorragend zu funktionieren und die, welch auch immer geartete Mafia, lacht sich ins Fäustchen und verdient sich Dumm und Dämlich. Da offensichtlich das Verlangen zum Konsum vorhanden ist sollte dem auch stattgegeben werden und der Handel Rigoros untersagt. Ob nu Staatlich-kontrollierte Läden die versorgung übernehmen sollten? Find ich ehrlich gesagt nicht so der Renner, Wäre ausserdem ein Widerspruch in sich. Plädiere daher auf straffreien eigenanbau, da dabei niemand ausgebeutet wird, keine Drogenkuriere Mißbraucht werden, und als einziger Verlierer zum schluß die Mafia übrigbleibt. somit wäre das doch ein ehrenvolles ziel. Oder?????

  • AN
    Arno Nym

    Hut ab!

    Habe schon lange nicht mehr so einen guten Artikel gelesen.

  • I
    Ich

    Ja, ja! Es ist schön! xD

  • S
    spd

    nun ja, wenn sich die spd unbedingt ruinieren will, soll sie es doch tun. frau bätzing hat uns

    einen bärendienst erwiesen. spicer werden es sich merken, was sich bei der naechsten wahl niederschlagen wird. jetzt gibts drive cu ...

  • J
    Jorge

    Man sieht auch, dass die Prohibition für alle Drogen keinen Sinn macht. Sie werden weiter konsumiert und Menschen in ganz Latein Amerika müssen weiter dafür sterben.

     

    Eine neue Aufklärung Kampagne wäre sinvoller.... Mit Bildern von den Kinderleichen die für den Transport benutzt werden.... von den Mantas mit denen die Opfern von Drogenkartellen gedeckt werden, die Leichen von idiotischen Models, die uns zeigen wie man an eine Überdose stirbt. Und wir glauben es sei cool.

  • VP
    VV PP

    @hanffreund: die taz ist keinesfalls eine "normale" zeitschrift, sondern befindet sich weit im abseits der weltbewegenden themen der erwachsenen welt, irgendwo zwischen der grünen jugend und der piratenpartei. dabei ist diese positionierung keinesfalls mit dem politischen, ernsthaften "links" zu verwechseln, denn außenpolitisch grenzt sich diese zeitung von dem linken milieu durch ihren zionismus, und wirtschaftspolitisch durch ihre ignoranz ab.

     

    durch die permanente, wissenschaftlich nie begründete hetze gegen alles, was mit "atom-", oder "gen-" anfängt, wird sie sowieso nicht mehr ernst genommen

     

    wenn diese zeitung also eine diskussion über drogenpolitik anfängt, wird man sie kaum als ernsthaft bezeichnen können; schon gar nicht in zeiten der wirschaftskrisen, konflikte in israel und präsidentenwächsel der usa, anstatt in einem sommerloch, nachdem zuvor eine eine richtige, eine große zeitschrift dieses thema aufgreift.

  • V
    vic

    Marihuana ist im Vergleich zum Chemie Cocktail harmlos. Denn es ist eine Produkt der Natur, das in vielen Ländern als Heilpflanze eingesetzt wird.

    Also freigeben, und den Chemiedreck verbieten.

  • C
    Carina

    was ist des wür ein sch... wieso wier des verbotennn....erst ist es erlaub und jetzt ist doch voll sch... ....es ist harmlos....die sollen ned immer übertreiben

  • A
    Anonymus

    Ich empfehle allen betroffenen Händlern eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht. Wegen Umsatzeinbußen und dem Verstoß gegen das Recht auf freie Berufswahl. Was beim Rauchen Recht ist kann bei Spice nur Billig sein. Zumindest müssten Spicerclubs erlaubt sein wenn sie unter 75m² groß sind.

  • K
    Kommentator

    Nach etlichen Mainstream-Artikel hier, die wohl von dpa, ap u.a. nicht abweichten, endlich mal ein etwas kritischerer Artikel zu "Spice" un co., der den allg. Kontext nicht ausblendet.

     

    Mit Bröckers hat die taz eine echte Bereicherung.

    Wenn man mal was von ihm hier liest, ist es unterhaltsam, informativ und kritisch zugleich.

     

    Die sinnvolle Forderung nach Fachgeschäften für psychoaktive Kräuter ist imo erst dann ernsthaft zu verwirklichen, wenn alle unerfahrenen, wirklichkeitsfremden und korrupten Politgreise das Zeitliche gesegnet haben.

     

    Die Cannabis-Prohibition nutzt einfach zu vielen Leuten. "Gewinnler" sind die Pharma-Industrie, Alkohol- und Tabaklobby, korrupte Politikern selbst, Justiz, Verwaltung, Polizei, naive Sozialarbeiter und anderen halbgebildete "Experten" nebst vielen mehr.

     

    Während der entgangene Nutzen für die Allgemeinheit - Medizin/Gesundheit, Freizeit, Friedfertigkeit u.a. - leider wie immer in einer korrupten Demokratie nicht interessiert.

     

    Lieber soll man sich totsaufen und krankrauchen oder irgendwelche scheißteuren suizidfördernden Antidepressiva nehmen, am Glaukom erblinden, nach ner Chemo verhungern etc. p.p.

     

    Das Problem heißt Korruption.

     

    Aber wer interessiert sich schon für schlechte Gesetze, die niemandem nutzen?!?

  • H
    hanffreund

    zuerst einmal will ich mich zumindest beim autor bedanken dass ich das erste mal in einer "normalen" (also keiner einschlägigen zeitschrift wie grow o.ä.) begründete kritik an der drogenpolitik der letzten jahrzehnte lese!!!

     

    es wäre schön wenn es unter obama so einen wandel zur humanen drogenpolitik kommen könnte!!!

     

    aber im Anbetracht der momentanen aufgaben die ihm bevorstehen bezweifle ich das stark!!

     

    und unsere liebe drogenbeauftragte frau bätzing, der wir diesen hype um spice erst zu verdanken haben, wird sich auch nicht verpflichtet fühlen endlich mal eine veränderung in der drogenpolitik herbeizuführen!!!

     

    es ist und bleibt vorerst nunmal bei Prohibition

    statt prävention!!!

     

    mal sehen wann frau bätzing uns die nächste bis dato unbekannte modedroge vorsetzt!!