: Gesunde Elbmarsch
■ Parlamentsdebatte um Krümmel: Laut Umweltsenator niedrigeres Leukämierisiko
Der Mann mit der Brille versprüht Häme und Gift. Die politischen GegnerInnen lachen. Dann kommt Roland Salchow, umweltpolitischer Sprecher der hanseatischen CDU, gar soweit in Rage, daß er zwischen GAL und den Faschisten Nazideutschlands eine Parallele zieht, weil sie „mit der Angst ein Geschäft“ machten; andere hätten auch schon mit der Angst vor dem Geld der Juden Politik getrieben. Nach der Rüge der Bürgerschaftspräsidentin nimmt sich Physiker Salchow wieder zurück, er wolle die Grünen nicht mit „was Antisemitischem“ vergleichen.
Vorangegangen war dem in der gestrigen aktuellen Stunde der Bürgerschaftssitzung eine Rede von Alexander Porschke. Der umweltpolitische Sprecher der Grünen forderte, das Kernkraftwerk Krümmel wieder abzuschalten, nachdem sich die Kieler Landesregierung vor zwei Wochen aufgrund eines positiven Gutachtens des Darmstädter Ökoinstituts gezwungen sah, den Atommeiler wieder in Betrieb zu nehmen. Porschkes Begründung: Die schon hinlänglich bekannten Risiken, im Umkreis des Atommeilers an Leukämie zu erkranken.
Vom Hamburger Umweltsenator Fritz Vahrenholt (SPD) ernteten die Grünen keine schrägen Vergleiche, dafür aber lautstarke Schelte. Er habe es satt, so dröhnte er, daß die GAL die „Hamburger Sozialdemokraten immer als die Bösen“ hinstellen wolle. Und außerdem – in der Elbmarsch zu leben sei gesund. So zeige die erneute Analyse eines Strahlenbiologen des Universitätskrankenhauses Eppendorf, der die Daten des Bremer Leukämie-Gutachtens von Eberhard Greiser noch einmal interpretiert habe, daß die Menschen im Umkreis des AKW Krümmel kein erhöhtes, sondern ein um 1,5 Prozent niedrigeres Risiko hätten, an Leukämie zu erkranken.
Wenn man dann auch noch die Kinder raussubtrahiere, läge die Erkrankungsrate für Erwachsene noch niedriger. taz-Vorschlag: Noch die anderen Kranken aus der Studie rausinterpretieren, dann mutiert die Elbmarsch glatt zum Schwarzwald. Hollerdiho! ab
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