Gesetz zur Reinhaltung der deutschen Sprache: Weg mit Anglizismen!
■ Wer „Denglisch“ spricht, wird bestraft
Hannover (taz) – Welchen Einfluss der „Verein zur Wahrung der deutschen Sprache“ hat, zeigte sich unlängst im Fall Johannes Ludewig. Kaum war der Bahnchef zum „Sprachpanscher des Jahres“ ernannt, wurde er auch schon entlassen.
„Zu viele Anglizismen!“, monierten die Sprachschützer und setzten sich durch. Sprachliche Entgleisungen wie service point, McClean und ticket counter kosteten Ludewig den Job. Ermutigt von diesem Erfolg, blasen die Puristen nun zum Generalangriff auf das verhasste „Denglisch“.
Am Wochenende forderten sie ein Gesetz, das die Verwendung von englischen Begriffen unter Strafe stellt. Zur Unterstützung dieses Anliegens kam der Erfinder des französischen Vorbildgesetzes („Loi Toubon“) persönlich angereist. Auf einem Kongress in Hannover geißelte Jacques Toubon den „beängstigenden“ Trend zur Einheitssprache Englisch. „Vom Standpunkt der Demokratie aus“, so der ehemalige Kulturminister und Präsidentenberater, dürfe es keine Verwaltung geben, „die eine andere Sprache als die des Volkes spricht“. Professor Walter Krämer, Vorsitzender des mit 6.000 Mitgliedern größten deutschen Sprachschutzvereins, verlangte ergänzend, Gebrauchs- und Betriebsanleitungen sollten nur in Deutsch abgefasst werden.
Die „Selbstauflösung unserer Sprache durch das immer weiter um sich greifende Englisch“ müsse auch auf europäischer Ebene gestoppt werden. Ausdrücklich gelobt wurde in diesem Zusammenhang Bundeskanzler Gerhard Schröder für seinen heroischen Kampf gegen die „schlechte Behandlung der deutschen Sprache in der EU“. Der Kanzler kann also aufatmen, die einflussreichen Sprachschützer stehen hinter ihm. Lukas Wallraff
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