: Gesetz ohne Boden
■ SPD, Grüne und PDS lehnen Bodenschutzgesetz der Koalition ab
Bonn (dpa) – Der Entwurf der Bundesregierung zu einem ersten nationalen Bodenschutzgesetz ist bei der Opposition im Bundestag auf heftige Kritik gestoßen. Er werde einem nachhaltigen Bodenschutz nicht gerecht, sei eine „Mogelpackung“ und diene den industriellen Interessen, klagten PolitikerInnen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen gestern. Umweltministerin Angela Merkel (CDU) hingegen meinte, daß sie mit dem Entwurf in erster Lesung Voraussetzungen für einen wirksamen Bodenschutz und die Sanierung von Altlasten – wie stillgelegte Deponien oder Industriestandorte – schafft.
Nach dem Gesetzentwurf muß künftig jeder Bürger, der Boden nutzt oder besitzt, auch dafür sorgen, daß dadurch keine Gefahr für Mensch und Umwelt ausgeht. Bereits eingetretene Schädigungen und Versiegelungen müßten beseitigt werden. Für die Landwirtschaft gibt es Auflagen für Nutzung und Vorsorge. Für Industriestandorte müßten aber andere Maßstäbe gelten als für Wohnanlagen oder Spielplätze, sagte Merkel. Für Investitionen gebe es mehr Rechtssicherheit.
Angelica Schwall-Düren (SPD) hielt der Bundesregierung vor, ein umfassender Bodenschutz sei nicht ihr politischer Wille. Der Entwurf sei verwässert, lasse zu viele Ausnahmeregelungen zu und werde dem Vorsorgeprinzip nicht gerecht. Der Zustand der Böden habe sich derart verschlechtert, daß konsequentes Handeln erforderlich sei, sagte die SPD-Politikerin Ulla Burchardt. Der Entwurf sei unzureichend und nehme Industrie und Verkehr nicht ins Visier. Auch der steigende Flächenverbrauch werde nicht begrenzt. Die SPD kündigte Änderungsanträge an. Bündnis 90/Die Grünen lehnten die Regierungsvorlage ab und brachten einen eigenen Gesetzentwurf ein. Die PDS-Gruppe forderte Verbesserungen. Die Vorlagen werden von den Parlamentsausschüssen beraten. Der zustimmungspflichtige Bundesrat hat Änderungen eingefordert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen