piwik no script img

GesellschaftskritikEr konnte nie anders

Schnöselgymnasiast: Lindner vor 20 Jahren Foto: Screenshot SternTV

WAS SAGT UNS DAS? Christian Lindner war schon als Abiturient ein Streber

Rechte Hand in der linken Armbeuge, linker Zeigefinger in nachdenklicher Macherpose am Kinn – Christian Lindners Sprecher-Gestik hat sich in den letzten zwanzig Jahren nicht verändert. Das dokumentiert ein Video von 1997, das jetzt aus den Archiven geholt wurde. In dem Beitrag von Deutsche-Welle-TV präsentieren sich der damals 18-jährige Abiturient Lindner und ein Schulfreund als geschäftstüchtige Jungunternehmer – mit Kuhflecken-Krawatte und geliehener S-Klasse.

Heute, zwanzig Jahre später, gilt der FDP-Vorsitzende als gewiefter Rhetoriker. An seinen Fähigkeiten hat er schon als Schüler gefeilt: „Der eine wartet, dass die Zeit sich wandelt, der andere packt sie an und handelt“, sagt er im Video – der junge Christian hat seinen Dante gelesen. Oder einen Kalenderspruch. Bei den eigenen Aphorismen hakt es dagegen noch: „Probleme sind nur dornige Chancen“, das könnte er heute besser.

Immerhin: Dass Inszenierung alles ist, scheint er schon damals verinnerlicht zu haben. Weil in ihrer eigenen Schule Drehverbot herrschte, mieteten Lindner und sein Kumpel kurzerhand ein Klassenzimmer in einer anderen. Dort setzten sie Mitschüler dekorativ in die Bänke.

Viel übrig für Schule hatte der sommersprossige Christian aber eigentlich nicht. „Wenn man in der Schule sitzt und weiß, dass man eigentlich telefonieren müsste“, sagt er im ­Video, „kommt man sich vor, als sei die Zeit durch den Schredder gelaufen“. Ist etwa das die Ursache für seine im aktuellen Wahlkampf offensiv zur Schau gestellte Leidenschaft für ­Bildungsthemen?

Thilo Adam

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen