Gesellschaftskritik: Manpowerment
WAS SAGT UNS DAS? Zum Film gibt es billiges Bier und nackte Frauen
Stellen Sie sich vor, nach über zwanzig Jahren Ankündigung erscheint endlich ein Film über die CD-Comic-Heldin Wonder Woman und das Erste, was einem Magdeburger Kino dazu einfällt, ist, Männer in den Mittelpunkt des Filmstarts zu stellen.
So jedenfalls zelebriert das CinemaxX die Premiere des lang ersehnten Films der Regisseurin Patty Jenkins. Während ein Kino in Austin, Texas mit zwei Vorstellungen für ein ausschließlich weibliches Publikum die männlichen Fans verärgerte, erkennt die Kino-Filiale die wahre Ungerechtigkeit und kündigt für den Vorabend des Filmstarts einen Männerabend an.
Das Angebot verspricht nicht etwa Nagellack in den Farben von Wonder Womans Kostüm und Freundschaftsarmbänder als Souvenir an einen unvergesslichen Abend, sondern schafft es tatsächlich, die ohnehin bereits hypersexualisierte Comic-Heldin noch mal ganz explizit für den männlichen Blick attraktiv zu machen. Wenn die Hauptrolle eines Blockbusters schon eine Frau sein muss, dann so, dass sie als Wichsvorlage für Typen funktioniert.
Mit günstigerem Bier, kostenlosen Playboy-Heftchen und dem ermäßigten „Kumpelticket“ lockt das Kino „Actionjunkies“ – natürlich nur männliche – vor allen anderen in seine Säle. Ob Frauen bei der Vorpremiere unerwünscht sind, bleibt auf der Kino-Website unerwähnt. Wie wohl ihnen dabei ist, einen potenziell ermächtigenden Film zwischen notgeilen Mackern und einer Junggesellenabschied-Stimmung anzuschauen, bleibt die andere Frage. Das Bierangebot, zwei zum Preis von einem, könnte immerhin der Betäubung nachhelfen. Hengameh Yaghoobifarah
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