Geschmacklose Kinderkleidung bei Zara: Alles ganz harmlos
Blau-weiß gestreift und ein gelber Stern, so sieht ein Kinderhemd der spanischen Mode-Kette Zara aus. Sheriff oder doch KZ-Häftling?
Manchmal stehen auf T-Shirts wirklich dumme Dinge geschrieben. Sätze, die lustig sein sollen, am besten auf Englisch, etwas mit „Army“ oder „Department“, dazu eine beliebige Zahlenkombination. Diese Shirts in Fülltext-Optik sind schlimm, aber harmlos. Genauso harmlos ist es, ein Kinderhemd zu verkaufen, das von Westernfilmen inspiriert ist. Obwohl da auch rumgeballert wird. Egal: lustige Kringel und ein Stern für den kleinen Sheriff. Das dachte sich die Modekette Zara.
Dass blaue und weiße Streifen und ein sechszackiger gelber Stern auf der Brust vor allem an KZ-Hemden erinnern – darauf ist dort anscheinend niemand gekommen. Nach empörten Kommentaren in den sozialen Medien entschied Zara, das Hemd aus dem Verkauf zu nehmen, und entschuldigte sich via Twitter.
Das war nicht der erste Fauxpas, den sich das Modehaus leistete. Vor einigen Wochen sorgte ein anderes T-Shirt für Wirbel: „White is the new Black“ war darauf zu lesen. Na ja, nicht als politisches Statement. Als neue Farbe der Saison, natürlich. Als Grundton, zu dem alles passt. Die Hakenkreuze auf einer Tasche von Zara sollten auch niemanden verletzen. Irgendwie waren das ja auch mal indische Friedenszeichen.
Und so schwebt Zara abgehoben in einer hübschen Modeseifenblase davon. Die Designer haben vergessen, dass Worte und Symbole da draußen auch Bedeutungen haben. Streifen sind nicht immer fröhlich und Schwarz ist mehr als eine Farbe. Denn Mode ist immer politisch. Nicht erst seit den Skandalen um die Arbeitsbedingungen in Sweatshops, New Balance oder das Palästinensertuch. Mode spiegelt den Zeitgeist wider. Zara ist sich dieser Verantwortung scheinbar nicht bewusst. Oder ist es doch ein Statement und wir sind die Naiven?
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Deutungskampf nach Magdeburg
„Es wird versucht, das komplett zu leugnen“
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Aktionismus nach Magdeburg-Terror
Besser erst mal nachdenken
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Gedenken an den Magdeburger Anschlag
Trauer und Anspannung