■ Geschichte: Symbol Hebron
Abraham, so steht es in der Bibel, kaufte vor 4.000 Jahren für 400 Silberlinge in Hebron eine Höhle, um darin seine Frau Sarah zu beerdigen. Diese Höhle von Machpelah, die heute auch das Grabmal der Patriarchen heißt, ist einer der Gründe, warum die etwa 400 israelischen Bewohner Hebrons Anspruch auf die Stadt erheben – auch wenn sie dort unter 120.000 Arabern leben. Manche jedoch interpretieren den Landkauf Abrahams anders: Eben weil er die Höhle von Ephron, dem Hethiter, erst habe erwerben müssen, könne die Stadt den Juden nicht gehören.
In Hebron, wo sich der Legende nach sogar Adam und Eva nach der Vertreibung aus dem Paradies aufgehalten haben, lebte mit Unterbrechungen eine kleine jüdische Gemeinde. Vor etwa hundert Jahren wurde das Beit-Hassadah-Krankenhaus erbaut, wo zionistische Ärztinnen und Schwestern sowohl Juden als auch Araber betreuten. 1929 lebten in der Stadt 700 Juden. Im August des selben Jahres töteten arabische Gegner der Zuwanderung dort 67 Juden. Sie zerstörten Häuser und Thora-Rollen. Die britischen Behörden evakuierten 1936 die verbliebenen Juden. Nach dem Abzug der Briten 1948 gehörte Hebron zu Jordanien, bis Israel die Stadt im Sechs-Tage-Krieg 1967 mit dem Rest des Westjordanlandes eroberte. Die Israelis fanden das alte jüdische Viertel jedoch zerstört.
Gegen die Opposition von Arabern und Juden zogen radikale Israelis unter der Führung von Rabbi Mosche Levinger ins Hauptquartier der Besatzungstruppen von Hebron, wo sie bis zur Gründung der nahegelegenen Siedlung Kirjat Arba 1971 lebten. Hebron ist heute neben Alt-Jerusalem die einzige Stadt im Westjordanland, wo Juden mitten unter Moslems leben. Diese beständige Konfrontation hat die Stadt zu einer Hochburg der Extremisten beider Seiten gemacht. Araber ermordeten 1980 sechs Israelis, die auf dem Heimweg von der Synagoge am Grabmal waren. Maskierte Juden töteten 1983 drei arabische Studenten und verletzten mehr als 30, als sie die islamische Hochschule angriffen. Im Februar 1994 erschoß der Siedler Baruch Goldstein aus Kirjat Arba 29 Palästinenser beim Gebet in der Abraham- Moschee. Die Überlebenden erschlugen Goldstein. Am Neujahrstag 1997 feuerte ein Israeli auf Palästinenser und verletzte sieben.
30 Kilometer südlich von Jerusalem gelegen, ist Hebron die letzte von sieben Städten im Westjordanland, die nach dem Abkommen von 1995 den Palästinensern zur Selbstverwaltung übergeben werden wird. 20 Prozent der Stadt, der jüdische Sektor, sollen jedoch weiter von der israelischen Armee kontrolliert werden. Dort leben neben den 400 Juden 15.000 bis 20.000 Araber. Auch die Höhle der Patriarchen befindet sich dort. Howard Goller/Reuter
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen