Geschichte des Computer-Zeigegeräts: Die Maus ist Deutsche
Bislang hieß es, dass ein Amerikaner 1968 das Eingabegerät entwickelt habe. Deutsche Erfinder waren aber offenbar schneller.
Im Dezember 1968 hielt der Computerpionier Doug Engelbart im Convention Center in San Francisco auf einer IT-Konferenz eine Demonstration ab, die die gesamte Branche für viele Jahre prägen sollte. Bei der so genannten "Mother of All Demos" wurden zahlreiche Konzepte präsentiert, wie man sie heute noch nutzt: Interaktiv formatierbare Texte, E-Mails, Hyperlinks, Videokonferenzen am Rechner und vieles mehr. Besonders berühmt ist aber das von Engelbart verwendete Eingabegerät: Es ist eine aus Holz gebaute frühe Version der Computermaus. Seither gilt Engelbart offiziell als Erfinder der Technologie.
Wie der IT-Nachrichtendienst "Heise Online" berichtet, muss dieser Teil der Computergeschichte nun allerdings offenbar geändert werden. Ein Blick ins Archiv des in den Achtzigerjahren beerdigten Technologiekonzerns Telefunken soll zeigen, dass das Unternehmen bereits einige Wochen vor der berühmten Engelbart-Präsentation Informationen zu einem Eingabegerät publizierte, das man an Bildschirmterminals hängen konnte und einen ähnlichen Funktionsumfang besaß. Der Name lautete allerdings nicht Maus, wie bei Engelbart, sondern "Rollkugel".
Laut "Heise Online" wurde die Komponente bereits in den frühen Siebzigerjahren zusammen mit Telefunken-Computern angeboten. Mindestens ein Exemplar habe im Museum der Fakultät Informatik an der Universität Stuttgart überlebt. Wer die Rollkugel genau erfunden hat, ist allerdings unbekannt. Sie scheint jedoch aus der Radartechnik zu stammen - eine umgedrehte Variante, bei der der Benutzer nicht die Maus, sondern die darin enthaltene Kugel bedient (ähnlich heutiger Trackballs), wurde bereits 1966 für die Flugsicherung hergestellt. Dieser so genannte "Ball Tracker" stammte von der US-Firma Orbit.
Bei Telefunken wurde gleichzeitig an einem ähnlichen System gearbeitet, wobei man erstmals auch einen Rechner integrierte. Diese Maschine des Typs "TR 86" sorgte für die grafische Benutzeroberfläche. Der Leiter dieses Entwicklerteams lebt sogar noch: Rainer Mallebrein, der laut "Heise Online" heute am Bodensee lebt. Vielleicht ist die Entdeckung der "Rollkugel" nun ein guter Zeitpunkt, seine Memoiren zu veröffentlichen.
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