■ Geschichte der Grünenstraße: Linkes Wohnprojekt
Am 15. Dezember 1989, einen Monat nach dem Mauerfall, wird in der Grünenstraße 18 ein ehemaliges Speditionsgebäude besetzt. Der dreistöckige Backsteinbau in der Parallelstraße zur Weser, direkt hinter dem Teerhof in der Neustadt gelegen, wird vom Liegenschaftsamt verwaltet. Doch einen Monat später wird das Amt aufgelöst, die Bremische wird neue Eigentümerin. Aber die versäumt., die BesetzerInnen fristgerecht rauszuschmeißen. Der Räumungsversuch der Bremischen im März 1990 scheitert, weil die Bewohner schon länger als zehn Wochen im Haus verbrachten: Der Tatbestand des Hausfriedensbruches ist damit verjährt. Die Bremische ringt sich vorerst zu einer Duldung der Besetzung durch.
Während des Sommers 1990 wird die Grünenstraße zum Treffpunkt der linken Bremer Szene. Konzerte werden gegeben, Filme gezeigt, eine „Volxküche“ und ein Antifa-Cafe eingerichtet. Im November 1990 gibt es eine neue Räumungsklage.
Die beiden Bremer SPDler Hans Koschnick und Volker Kröning setzen sich für die BesetzerInnen ein und fordern eine faire Lösung des Problems. Doch Verhandlungsversuche zwischen BesetzerInnen und Finanzsenator scheitern. Zur gleichen Zeit gründet sich der Verein „Come Together“, der das Kultur- und Wohnkonzept der HausbewohnerInnen vertritt.
Nebenan, in der Grünenstraße 19-21, wird das „Tuntenhaus“ besetzt, doch am 22. Juni 1992, nach einem halben Jahr, bereits wieder geräumt. Auf dem anderen Nachbargrundstück, der Grünenstraße 17, wollen engagierte Menschen ab Januar 1991 „anders wohnen“ und kaufen das Grundstück. Heute steht dort das Haus der „Anders Wohnen“-Genossenschaft.
Nach den Beirats-Wahlen im Herbst 1991 wird eine Verhandlungskommission aus BesetzerInnen, Beirats-Mitgliedern und der Bremischen eingesetzt: Ein Nutzungskonzept wird ausgearbeitet. Am 1. Juli 1992 überläßt der neue Ampel-Senat einstimmig dem Verein „Come Together“ das Haus mit einem Nutzungsvertrag. Im Frühjahr 1993 beginnt die Renovierung durch die HausbewohnerInnen, finanziert durch Arbeitsbeschaffungs-Maßnahmen. Ende 1994 ist das Haus fertig renoviert. Die Miete liegt heute bei 1.500 Mark pro Monat. Noch. cd
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