Geschäftsflieger auf Parkplatzsuche: Leerflüge machen CDU zu Umweltschützern
So manches Geschäftsflugzeug fliegt leer zwischen Tegel und Schönefeld hin und her. Die CDU will deshalb mehr Parkplätze in Tegel. Umweltschützer fordern, dass die Maschinen gleich in Schönefeld landen.
Seit der Flughafen Tempelhof im Oktober geschlossen wurde, machen Gerüchte die Runde, der verbliebene Innenstadtflughafens Tegel sei überlastet. Die neuesten Zahlen dazu kommen aus der Antwort auf eine kleine Anfrage des CDU-Abgeordneten Rainer Ueckert. Ueckert hatte gefragt, ob es zutreffe, dass es von Tegel nach Schönefeld und zurück regelmäßig Leerflüge gibt, weil Geschäftsreisende für ihre Maschinen in Tegel nicht ausreichend Abstellmöglichkeiten fänden. Zwei- bis dreimal pro Woche komme das in der Tat vor, so die Antwort der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung unter Berufung auf die Berliner Flughafengesellschaft.
Für die CDU ist das natürlich ein Grund, die Schließung von Tempelhof abermals zu kritisieren. Der Flughafen hätte mindestens bis nach der Eröffnung des Airports Berlin Brandenburg International (BBI) in Betrieb bleiben sollen. Dabei sorgt sich die CDU nicht nur um die zusätzlichen Kosten, die durch die Leerflüge entstehen, sondern auch um die Belastung für das Klima durch die zusätzlichen Starts und Landungen - und fordern eine Erweiterung des Flughafens Tegel. "Die Flughafengesellschaft muss ausreichend Parkplätze anbieten", sagt Ueckert.
Dem widerspricht die Flughafengesellschaft. "Eine Erweiterung von Tegel ist nicht geplant", sagt Sprecher Ralf Kunkel. Er vermutet, dass die umgeparkten Flugzeuge von Geschäftsleuten stammen, die früher in Tempelhof gelandet sind und nun zum parkplatzarmen Tegel ausweichen, anstatt gleich nach Schönefeld zu fliegen. Vor der Schließung habe es Flüge zwischen den Berliner Flughäfen zum Umparken von Maschinen jedenfalls nicht gegeben.
Umweltschützer sehen die Belastung für das Klima nicht so drastisch wie die CDU. Die Klimaschädigung durch drei Starts und Landungen wöchentlich von kleinen Geschäftsmaschinen sei "minimal", sagt Werner Reh, Verkehrsexperte des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Ein Verbrauch, der sich deutlich auf das Klima auswirken würde, sei erst bei größeren Passagiermaschinen zu erwarten - nicht bei Flugzeugen, die rund zehn Passagiere transportieren. "Der typische Effekt des Luftverkehrs entsteht auch deshalb nicht, weil die Strecke so kurz ist, dass die Maschinen gar nicht in höhere Luftschichten kommen", erklärt Reh. Dort wirken die ausgestoßenen Gase besonders schädlich. Trotzdem sei es natürlich besser für das Klima, gleich in Schönefeld zu landen. Denn gerade beim Start verbraucht ein Flugzeug am meisten Kerosin - und starten müssen die Flugzeuge nun mal fürs Umparken. Ziel müsse daher nicht sein, Tegel zu erweitern, sondern die Maschinen gleich in Schönefeld landen zu lassen.
Das wiederum geht nach Ansicht der Flughafengesellschaft nicht. "Wir sind als Flughafen dazu verpflichtet, Maschinen landen zu lassen, wenn Slots frei sind", erklärt Kunkel. Anders als der CDU-Abgeordnete befürchtet, schätzt Kunkel, dass die Zahl der Leerflüge in Zukunft auf natürliche Weise zurückgehen wird, wenn mit der Zeit ein "Gewöhnungseffekt" an Schönefeld eintrete. SVENJA BERGT
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!