Geschäftsbericht der Deutschen Bahn: Passagierrekord und grüner Kurs
Nach einem durchwachsenem Jahr 2019 blickt die Bahn skeptisch auf 2020. Die Corona-Ausfälle wagt der Konzern nicht zu schätzen.
Diese Ausgaben werden den Gewinn auch in den kommenden Jahren schmälern. Aber das Ziel sei es, „die Leistungsfähigkeit der Eisenbahn in Deutschland substanziell zu steigern“, erklärt Lutz aus seiner vorsichtshalber angetretenen Quarantäne von zu Hause. Aufgrund des Rückzugs fiel die übliche Pressekonferenz zur Bilanz aus, der Konzern veröffentlichte nur den “integrierten Geschäftsbericht 2019“.
Besonders erfreulich ist für den Vorstand die wachsende Zahl an Fahrgästen. Rund 151 Millionen Passagiere wurden 2019 im Fernverkehr 2019 gezählt, 2,8 Millionen mehr als im Jahr zuvor. Auch im Regionalverkehr steigen zunehmend Reisende auf die Schiene um. „Wir verfolgen weiter das Ziel, das Rückgrat grüner Mobilität zu werden“, versichert Lutz. Trotz Krisenmodus will das Unternehmen die geplanten Sanierungsarbeiten wie geplant fortsetzen und bis zum Ende des Jahrzehnts 260 Millionen Fahrgäste im Deutschlandtakt durch das Land fahren.
Das Coronavirus ist nicht das einzige Problem
Nur macht das Corona-Virus den Plänen einen Strich durch die Rechnung. „Es ist heute schon erkennbar, dass die Geschäftsentwicklung 2020 erheblich negativ beeinflusst wird“, erklärt der Bahnchef. Finanzvorstand Levin Holle sieht seine Hauptaufgabe erst einmal darin, „weiterhin die finanzielle Stabilität der DB sicherzustellen“. Wie groß die Umsatzlücke sein wird, wagt Holle nicht zu schätzen. Die Auslastung der Züge ist in den letzten Wochen deutlich zurückgegangen. Der Verkehr wird trotzdem weitgehend fortgeführt.
Auf stabil hohem Niveau verharren jedoch auch die hausgemachten Probleme der Bahn. Da ist einerseits der Schuldenberg von 24,2 Milliarden Euro zum Jahreswechsel. Der ist zwar etwas kleiner als erwartet, aber doch sehr nahe an der Obergrenze der Verschuldung. Das dürfte im Moment jedoch nicht die größte Sorge sein, denn aus informierten Kreisen heißt es, es gebe finanzielle Zusicherungen der Bundesregierung.
Die zweite große Baustelle ist weiterhin der Güterverkehr. Dort ging die Transportleistung weiter zurück und der Verlust erhöhte sich von 190 Millionen Euro auf 308 Millionen Euro. Die Sanierung werde noch dauern, erklärte Lutz. Ein Lichtblick: Immerhin bringen die Transporte von Lebensmitteln dem Unternehmen derzeit neue Kunden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Bis 1,30 Euro pro Kilowattstunde
Dunkelflaute lässt Strompreis explodieren
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Studie Paritätischer Wohlfahrtsverband
Wohnst du noch oder verarmst du schon?
Leben ohne Smartphone und Computer
Recht auf analoge Teilhabe
Ansage der Außenministerin an Verbündete
Bravo, Baerbock!
Wissenschaftlerin über Ossis und Wessis
„Im Osten gibt es falsche Erwartungen an die Demokratie“