Gerüchte über Konkurrenzprodukt: Microsoft will auch ein iPhone
Schon den iPod baute Microsoft nach - ein echter Erfolg wurde "Zune" allerdings nicht. Nun soll Microsoft erstmals ein eigenes Handy planen, mit dem man direkt gegen das iPhone antreten will.
Apples iPhone mischt den Mobilfunkmarkt auf. Seit das Handy im Sommer 2007 auf den Markt kam, wurden trotz hoher Preise Millionen Geräte verkauft - die neuartige Bedienung über einen berührungsempfindlichen Bildschirm fand schnell viele Fans, ebenso die Möglichkeit, das Gerät mit wenigen Klicks mit neuer Software aus dem Internet zu füttern. Der Softwarekonzern Microsoft, der sich lange Jahre als Branchenprimus auch im Bereich mobiler Geräte sah, bereitet nun offenbar einen Gegenschlag vor. Einem Bericht des IT-Nachrichtendienstes "Inquirer" zufolge, der sich auf gut informierte Quellen beruft, soll Microsoft planen, in Zusammenarbeit mit dem Grafikkarten- und Chip-Hersteller Nvidia ein neues "Superhandy" zu bauen. Ein Spezialprozessor namens "Tegra", der im nächsten Jahr auf den Markt kommen soll, verspricht eine ganz neue Qualität mobiler Betriebssysteme - mit schnellen 3D-Animationen, hochauflösender Filmwiedergabe und langer Batterielaufzeit. Mit dem Nachbau von Apples Erfolgsprodukten tut sich Microsoft bislang allerdings eher schwer. Der MP3-Spieler "Zune", direkt gegen den höchst populären iPod platziert, ist inzwischen seit 2006 auf dem Markt, kam aber bislang über den nordamerikanischen Markt nicht hinaus. Und das obwohl er einen eigenen, leicht zu bedienenden Musikladen bietet, der sich an der Apple-Variante iTunes orientiert. Stattdessen werden in TV-Shows wie der Geek-Comedy "Chuck" Witze über das Gerät gemacht, das angeblich keiner wolle. Microsoft vermeldete im Sommer trotzdem tapfer, man habe inzwischen über zwei Millionen "Zune"-Einheiten verkauft. (Apple Stand beim iPod lag im Frühjahr 2008 hingegen bei 150 Millionen Geräten, allerdings seit 2001.) Einen Vorteil hätte Microsoft mit seinem iPhone-Konkurrenten: Im Geschäft mit Mobiltelefonen ist der Konzern schon lange, wenn auch nicht beim Bau eigener Geräte, sondern beim Verkauf von Betriebssystemen. Die Plattform "Windows Mobile" gehört zu den meistverwendeten Plattformen für Smartphones und ist insbesondere im geschäftlichen Segment beliebt. Trotzdem musste sie nach der Einführung des iPhone Marktanteile abgeben, was wohl auch einer der wichtigsten Gründe ist, dass Microsoft nun selbst auf dem Gebiet aktiv werden will. Sollte der "Inquirer" recht behalten, würde eine Ankündigung des neuen Handys vermutlich im Frühjahr 2009 erfolgen, wenn sich die Mobilfunkwelt zum Kongress "3GSM" in Barcelona trifft. Ein Name, der seit Jahren kolportiert wird, könnte "Zunephone" sein - allerdings hat die Musikspielermarke ein derart problematisches Image, dass Microsoft wohl gut beraten wäre, ein ganz neues Label zu wählen. Interessant zu sehen würde dann auch, wie die Mobilfunkpartner, die derzeit Windows Mobile von dem Softwareriesen kaufen, reagieren werden. Das Engagement beim "Zune" sorgte unter anderem dafür, dass sich einige Musikspielerhersteller von der Nutzung der Microsoft-Medienformate verabschiedeten. Das könnte "Windows Mobile" auch blühen, weil es längst interessante Konkurrenten gibt. So kündigte der Handy-Hersteller Motorola unlängst an, die Mobilfunksoftware "Android" des Internet-Riesen Google in zahlreiche Geräte zu packen. Auch stehen inzwischen offene Linux-Plattformen wie "OpenMoko" für Mobiltelefonhersteller bereit. Neben Apples iPhone würde ein Microsoft-Handy auch mit diversen anderen Herstellern konkurrieren, die durch die Marke mit dem Apfel in den letzten Jahren aufgerüttelt wurden. So optimiert der finnische Handy-Weltmarktführer Nokia derzeit seine Geräte mit berührungsempfindlichen Bildschirmen und auch die Nummer eins beim Bau von geschäftlichen Smartphones, RIM mit seinem Blackberry. hat erste iPhone-ähnliche Modelle auf den Markt gebracht. Der Sektor ist also keinesfalls aufgeteilt. Und selbst der Urheber des Gerüchts, der "Inquirer", macht sich darüber lustig, wie ein Microsoft iPhone-Klon aussehen könnte. "Wir glauben, dass ein solches "Me-too"-Telefon den ganzen Erfolg des Zune haben wird. Mit dem Gerät hat Microsoft gezeigt, wie man einen MP3-Spieler baut, den die Leute wollen, mit tollem Design und einer besseren Benutzeroberfläche." Der habe dann allerdings "die acht Kinder, die ihn unter dem Weihnachtsbaum gefunden haben" dann doch enttäuscht. Schließlich war er eben kein iPod.
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