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■ SoundcheckGerry Hemingway Quintet / Wayne Horvitz & Pipgen / Die Regierung / Fünf Freunde

Gehört: Gerry Hemingway Quintet/Wayne Horvitz & Pipgen. Den Auftakt machte die weniger prominente Fünferbande des ehemaligen Braxton-Drummers Gerry Hemingway - mit einem mutwillig versoffenen Swamp-Thema. Aber schon häuften sich die Gelegenheiten, Gerrys aktuelle Kollegen ins Herz zu schließen. Ein jeder ließ über seinen Erfindungsgeist hinaus auch jenes Maß an Diziplin walten, das selbst riskanteste Musik wieder verbindlich macht. Unvergleichlich ist der Jazz von Gerry Hemingway ohnehin. Kein anderer Schlagzeuger swingt so modern, kaum ein Leader verfügt als Komponist über so wirkungsvolle Rezepturen und niemand sonst hat ein so musikantisches Genie wie den Cellisten Ernst Reijseger in seiner Band. Gar nicht so einfach, danach die Elastizität für Pigpen aufzubringen, zumal die Knitting-factory-rules in Wayne Horvitz' neuer Formation weitgehend außer Kraft gesetzt waren. Zwischen Ironie und tieferer Bedeutung bot Horvitz anfangs bestenfalls zawinuleskes Wettorgeln auf. Mit zunehmendem Verlauf fand er immerhin portionsweise zu einer seltenen Musik: bodenständiger Fake-Rock. Text: Andreas Schäfler / Zeichnung: Martin Tom Dieck

Gehört: Die Regierung/Fünf Freunde. Tilmann Rosmy ist kein Popstar im eigentlichen Sinne. Viel zu unsicher, unprätentiös, schüchtern. Trotzdem brannten Dienstag bei den Regierungs-Hörproben im Logo die Wunderkerzen und warfen wohliges Flackern über selige Gesichter. Die Gäste spürten, daß hier eine Band auf dem richtigen Weg ist und gelebte Reife entwickelt. Nicht hoch genug einzuschätzen die Tastenkünste von Thies Mynther, virtuos das entspannte, Hoboken-geschulte Gitarrenspiel von Mense Reemts. Schön, daß Rosmy und Kollegen „around“ sind. Etwas polarisierter die Reaktionen auf den mitreißend-krachigen Auftritt der Rummelplatz-Popper Die Fünf Freunde. Mißmutiges Kopfschütteln bei Fans der ersten Stunde, doch muß man jemanden abschreiben, bloß weil er versucht, sich von der Naivität seiner Anfangstage zu lösen? Verdiente Unterstützung kommt da von Leuten wie Thies Mynther, Bernd Begemann oder Knarf Rellöm. Gut so. Marc Fischer

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